Das Lesen geht weiter

KULTUR CONTRA VATTENFALL

Für eine Protestveranstaltung ist es ein Problem, wenn sie ihren Gegner verliert. Ist sie damit überflüssig geworden? Die beiden Gegenveranstaltungen „HEW Lesetage“ und „Lesen ohne Atomstrom“ haben sich schnell entschieden: Sie machen weiter. Die HEW Lesetage werden vom 13. bis 17. April 2014 stattfinden, das Literaturfestival Lesen ohne Atomstrom gibt es vom 22. bis zum 27. April 2014.

Der gemeinsame Gegner dieser Veranstaltungen waren die „Vattenfall-Lesetage“, eines der größten Literaturfestivals Norddeutschlands: Mehr als 120 Autoren lasen bei der letzten Ausgabe im April 2013 in Hamburg. Der Energiekonzern Vattenfall sponserte die Veranstaltung mit erheblichen Summen und versuchte, damit sein ramponiertes Image aufzubessern. Denn Vattenfall baut nicht nur das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg. Der Konzern hält auch unter anderem Anteile an den Atomkraftwerken in Krümmel, Brokdorf und Brunsbüttel.

Vergangene Woche verkündete Vattenfall, sein Sponsoring für die Vattenfall-Lesetage einzustellen. Da es keinen anderen Sponsoren gibt, ist das Literaturfestival am Ende. Seinen Rückzug begründete Vattenfall mit den vielen Konkurrenz-Festivals, die es mittlerweile gebe. Gemeint sind damit vor allem die politischen Gegenveranstaltungen wie die HEW Lesetage und Lesen ohne Atomstrom: Seit 2010 gab es jedes Jahr bis zu drei Literaturfestivals, die die Vattenfall-Lesetage als Greenwashing demaskierten und den Ausstieg aus der Atomkraft forderten.

Dass diese Gegenveranstaltungen 2014 weitermachen, ist eine gute Nachricht für Literaturfreunde. Für Vattenfall ist es keine gute Nachricht: Die Anti-Werbung geht weiter. KLI