Aus gegebenem Anlass:
: 20 Jahre nach der Katastrophe

In den Morgenstunden des 26. April 1986 ereignete sich am Rande der Kleinstadt Prypjat bei Tschernobyl (Ukraine, damals Sowjetrepublik) eine Kernschmelze mit darauf folgender Explosion im Atomreaktor Tschernobyl, Block 4 – eine der folgenschwersten Katastrophen in der Geschichte der Atomenergie. Die Welt war danach eine andere: Die Katastrophe traf Millionen Menschen unvorbereitet, und sie sind weiterhin von den Konsequenzen betroffen. Große Mengen Radioaktivität wurden freigesetzt und über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet. Von den Auswirkungen sind vor allem Weißrussland, Ukraine und Russland betroffen. In der BRD ist Bayern besonders betroffen, wo freiwachsende Pilze, Beeren und Wild noch heute verstrahlt sind. Immer noch werden die Folgen von offizieller Seite verharmlost und vertuscht, doch viele ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen sind zu anderen Ergebnissen gekommen: Die Zahl der Menschen, die durch die Katastrophe starben oder gesundheitlich geschädigt wurden, geht in die Hunderttausende. Die Häufigkeit von Krankheiten, besonders von Krebs, nimmt zu. Die WissenschaftlerInnen warnen vor einer Krebsepidemie in zehn bis zwanzig Jahren. Aus Hiroshima und Nagasaki ist bekannt, dass sich die Auswirkungen radioaktiver Belastung oft erst nach zwei bis vier Jahrzehnten zeigen. Weltweit gibt es weder sichere Atomkraftwerk noch Endlager. Dennoch werden weiter Atomanlagen betrieben und weltweit radioaktive Abfälle produziert – auch in der BRD. Auch deshalb fordert die Anti-AKW-Bewegung die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke weltweit! Unser Kampf richtet sich nicht nur gegen eine menschenfeindliche Technologie, gegen Atombomben, Atomkraftwerke und was dazugehört, sondern gegen die Produktionsverhältnisse, die diese Technologie ermöglichen. Unsere Forderungen nach sofortiger Stilllegung aller Atomanlagen und nach erneuerbaren Energien sind nur dann emanzipatorisch, wenn sie eingebettet sind in die Forderung nach Vergesellschaftung von Energie, damit Energie nicht mehr als Ware gehandelt wird, sondern als Menschenrecht allen auf dieser Welt zugänglich ist. Gleiches gilt für Wasser, Bildung, Kultur, Gesundheitsversorgung, Kommunikation und Mobilität. Für unseren Widerstand bedeutet das auch den Kampf gegen Neoliberalismus und kapitalistische Globalisierung des Energiemarktes. Atomenergie ist längst kein nationales Problem mehr. Die Fusionierungen zu weltweiten Konzernen haben zu noch nicht dagewesenen privaten Machtkonzentrationen geführt, die sich weitgehend staatlicher Kontrolle und Regulierung entziehen. In der BRD gibt es noch vier Energieversorgungsunternehmen, die auch weltweit eine Rolle spielen. Veranstaltung, Demonstration, Kundgebung und weitere Aktionen sollen uns zusammenkommen lassen, um Vorstellungen von neuem Widerstand und Leben zu entwickeln. Dazu laden wir ein: Freitag ab 17 Uhr, Kioto/Lagerhaus: Informationen, Diskussion, Lesung, Musik (Klaus der Geiger (Foto), Eva & La banda lista, der BuchtstraßenChor), Buffet, Kinderbetreuung; Mittwoch, 26.4., Bremen, Sternmärsche zum Marktplatz (10.30 Uhr), Kundgebung auf dem Marktplatz: 12.20 Uhr. Aus der Vorbereitungsgruppe: BAAF (Bremer Anti-Atom-Forum), MAUS (Messstelle für Arbeits- und Umweltschutz), Bremer Initiative Bewegender Aktionen (BIBA). Weitere Informationen unter: www.nadir.org/nadir/initiative/sand/ und www.friedenskooperative.de/tscherno.htm