Schmucklos, funktional, TÜV-geprüft

EIN MUSTER FÜR FLUGHÄFEN

Das Grundproblem ist doch, dass jeder Flughafen immer von Grund auf neu geplant wird

Zur Feier des 60. Geburtstags von Klaus Wowereit am Dienstag hatte Flughafenchef Hartmut Mehdorn eine echte Überraschung parat. Ihm zufolge steht jetzt endlich fest, wie lange die BER-Bauarbeiten noch dauern werden: „Ich kenne den Eröffnungstermin. Doch es ist viel zu früh, um darüber zu reden.“

Wer soll ihm das noch glauben? Zu viele Katastrophen hat dieser Flughafen bereits auf dem Buckel. Es wird Zeit, das Problem endlich grundsätzlich zu lösen. Wenn auch nicht für den BER, dann zumindest für alle zukünftigen Flughafenprojekte. Das Grundproblem dabei ist doch, dass jeder Flughafen immer von Grund auf neu geplant wird. Die Architekten dürfen sich dann austoben, freischwebende Stahl-Beton-Glas-Konstruktionen entwerfen, können die drei unverzichtbaren Bereiche jedes Flughafengebäudes – Ankunftsbereich, Abfertigungsbereich, Einkaufsparadies – immer neu anordnen und am Ende bleibt hoffentlich auch irgendwo noch Platz für die Feuerlöschanlage.

Die Lösung für diese problematischen Planungen: internationale Musterflughäfen. Die gibt es dann in vier Größen – für 100.000 Passagiere pro Jahr, eine Million, zehn Millionen oder fünfzig Millionen – und da kann eine Stadt sich dann zusammensuchen, was sie braucht. Das Gebäude wäre schmucklos, funktional, TÜV-geprüft und überall gleich. Die Architekten können dann ihre ganze Kreativität dorthin stecken, wo man von ihren Werken auch etwas hat – Rathäuser, Firmenzentralen, Wohngebäude –, aber für einen Profanbau weit draußen vor den Toren der Stadt reicht auch ein Baukastensystem. Außerdem verläuft man sich dann nie mehr im Flughafen. Wie bei Ikea, da sind auch alle Filialen weltweit identisch, funktional, vielleicht hässlich – aber allemal immer pünktlich fertig gebaut. SEBASTIAN HEISER