WAS MACHT EIGENTLICH ... Kardinal Sterzinsky?
: Schlussstriche ziehen

Von Joseph Ratzinger alias Benedikt XIV. wird berichtet, er sei ein Mann des Intellekts, einer, dessen scharfsinnige Analysen selbst Ungläubigen Respekt abverlangten. Von Georg Kardinal Sterzinsky hat das noch niemand behauptet, und wer den Kirchenmann gestern im RBB-Inforadio hörte, weiß, warum.

Der Kardinal wurde zum einjährigen Amtsjubiläum Benedikts befragt. Was er darauf antwortete, war erst nichts weiter als der übliche Kitsch: „Immer mit offenen Armen, immer mit strahlendem Blick“ verkünde der Papst die Frohbotschaft und sei den Menschen viel zugewandter, als man erwartet habe, so Sterzinsky: „Ich hab euch gerne – das merkt man ihm in jeder Bewegung, in jedem Blick, in jedem Wort an.“ Auf die Frage, ob Ratzinger/Benedikt speziell für die Deutschen etwas verändert habe, behauptete der Oberhirte von der Spree, die Kritiker unter den Schäfchen seien verstummt: „Alle sind einverstanden und begeistert.“

So weit, so erwartbar. Aber jetzt halten Sie sich gut fest: „Damit ist nun endgültig Deutschland rehabilitiert. Von Deutschland ist so viel Unheil ausgegangen, das ist jetzt gut, das ist aufgearbeitet. Jetzt kommt von einem, der in Deutschland groß geworden ist, viel Segen über die Welt.“

Potzblitz: Wenn das mal kein Erlösungswerk ist. Millionenfacher Mord, Krieg und rassistische Hybris – wisch und weg. In Sterzinskys Privattheologie geht das mühelos. Heilige Einfalt! Betont doch die Kirche zu Recht, die Nationalität des Petrus-Nachfolgers spiele theologisch und kirchenpolitisch keine Rolle. Und eine Sache ist es, sich über ein positiveres Image der Deutschen in der Welt zu freuen, eine ganz andere aber, zu behaupten, das von Deutschen angerichtete Unheil sei jetzt „aufgearbeitet“. Solange noch Opfer und Täter leben, sollte sich derartiges Schlussstrich-Gerede verbieten. Auch und gerade für einen Kardinal. CLP FOTO: ARCHIV