Schnell, schnell, eine Idee!

PRODUKTTEST Karierte Servietten konservieren kreative Ideen beim Abendessen

Es war einmal vor langer Zeit, da benutzten die Menschen Servietten, um sich beim Essen nicht aufs Hemd zu kleckern. Dann kam ein Fluch übers Land, der kreative Imperativ. Plötzlich sollten alle sich selbst verwirklichen, Start-ups gründen und Heißgetränke in Designer-Pappbechern spazieren tragen. Die Kreativen wussten, dass sich an ein und denselben Menschen ein und dasselbe Produkt immer wieder verkaufen ließ, wenn man die Aufmachung geschickt genug veränderte. So wurden aus langweiligen Waren aufregende Waren; so aufregend, dass sie auch die anderen Kreativen zu immer verrückteren Re-Designs inspirierten. Dieses Märchen erzählt eine Serviette aus dem Hause Donkey, eine Werbe- und Designagentur, die schon so ziemlich jeden profanen Gegenstand verwandelt hat: eine schnöde Kerze in eine Kerze in Gartenzwergform, einen langweiligen Keksausstecher in einen Keksausstecher in Smartphoneform und jetzt eben die übliche Serviette in eine Serviette in Notizbuchform. Weil die besten Ideen beim Abendessen kommen, meint die Agentur. Weil man, von einer solchen Idee ereilt, sofort Messer und Gabel aus der Hand werfen und diese auf der nächstbesten Schreibunterlage notieren sollte, meint der kreative Imperativ. Das Schreiben auf der Serviette klappt dann auch, ebenso das Radieren. Später stellt sich allerdings heraus, dass das auch bei jeder anderen Serviette der Fall ist. LEA BECKER

Servietten „Sketchbook“: 5,95 Euro, donkey-products.com

Nachtrag: Das Kürbismesser von letzter Woche hat eine Silikonharzbeschichtung und ist kein Sondermüll. Diese Info kam verspätet.