Na und?

Britischen Paparazzi ist es gelungen, das teilweise entblößte Hinterteil unserer Kanzlerin abzulichten

Schon erstaunlich, wie handzahm und patriotisch die größten Dreckschleudern des deutschen Medienzirkus auf das in jeder Hinsicht unscharfe Foto reagierten, das im britischen Boulevardblatt The Sun abgedruckt war und Angela Merkel von hinten beim Wechseln ihrer Bikini-Hose zeigte. In der Bild-Zeitung schäumte der irre Kolumnist Franz Josef Wagner über das „verfaulte“ Konkurrenzblatt von der Insel: „Die Rückseite meiner Kanzlerin ist mir (…) sympathischer als eure Whiskey-aufgedunsenen Arschgesichter in London“, und auch Stefan Raab riss ein paar Witze darüber – zeigen aber mochte das Foto weder „TV Total“ noch Bild.

Woher die Scheu? Vielleicht liegt es ja daran, dass, wenn hierzulande jemand „baden geht“, nicht immer das feuchtfröhliche Vergnügen, sondern manchmal auch das politische Aus gemeint sein kann. Ohnehin sind wir Deutschen in dieser Sache gebrannte Kinder.

Ist uns denn nicht schon der mythenumwobene Stauferkaiser Barbarossa beim Baden abhanden gekommen, ersoffen auf dem Rückweg vom Kreuzzug im türkischen Flüsschen Saleph? Und war denn nicht ein Foto, das den sozialdemokratischen Kanzler Friedrich Ebert im Männer-Badeanzug am Ostseestrand zeigte, eines der frühesten Beispiele dafür, wie Paparazzi Politik machen können? Erinnern wir uns nicht mehr an die beknackte Bademütze, die den damaligen Umweltminister Klaus Töpfer in den Achtzigerjahren bei seinem demonstrativen Bad im Rhein ebenso wenig zierte wie später eine allzu knappe Badehose den planschenden Koloss Helmut Kohl?

Die Mächtigen anderer Epochen waren da souveräner – man denke nur an den „Großen Vorsitzenden“ Mao, wie er sportlich die Fluten des Gelben Flusses teilte – oder eben, vorsichtiger, an Adolf Hitler. Der vertraute seiner Sekretärin, Traudl, an, warum er keineswegs auf lange Hosen und Strümpfe verzichten wolle – wegen seiner fiesen weißen Beine. FRA