Zu Hause ungeschlagen: die Kicker aus Moabit

FUSSBALL Mehr Punkte als Hertha und Union: Der derzeit erfolgreichste Klub heißt Berliner AK 07

Unter dem Tribünendach des Poststadions hallen „BAK“-Anfeuerungsrufe, jemand trommelt einen flotten Rhythmus dazu. Türkische Familien begrüßen sich, Moabiter Kids lassen eine Sirene ertönen. Hin und wieder hört man ein lang gezogenes „Schüürrüüü!“, wenn jemand mit einer Entscheidung des Unparteiischen nicht einverstanden ist. Von der Tribüne herab hängt ein Plakat: „Zu Hause ungeschlagen seit 517 Tagen“.

Hier, im Moabiter Poststadion, in Spuckweite vom Hauptbahnhof, wird der derzeit erfolgreichste Amateurfußball Berlins gespielt. Auch nach dem 5:1 (1:1) gegen den Tabellenvierten Germania Halberstadt ist der Berliner AK 07 – kurz: BAK – auf Erfolgskurs. Denn das Team von Trainer Engin Yanova ist in dieser Saison ungeschlagen und führt mit nun 23 Punkten die Tabelle der Regionalliga Nordost an.

Rund 700 Zuschauer

„Halberstadt war der bislang stärkste Gegner, aber nach dem 2:1 hatten wir einen Lauf“, sagte BAK-Verteidiger Rocco Teichmann nach dem Match. Die knapp 700 Zuschauer sahen dabei am Sonntag ein meist unterhaltsames Spiel.

Ginge es nach den Fans des migrantisch geprägten Klubs, würde es auf den Rängen bald nicht mehr ganz so familiär zugehen – denn der Klub will unbedingt in die 3. Liga und damit in den Profifußball. Man dominiert derzeit eine Liga, in der immerhin Traditionsklubs wie der 1. FC Magdeburg oder Carl Zeiss Jena spielen. Dass die Moabiter Kicker es draufhaben, bewiesen sie letztes Jahr, als sie den Bundesligisten Hoffenheim im Pokal mit 4:0 nach Hause schickten.

Die erste Viertelstunde ist turbulent im Poststadion: Schon nach sechs Minuten geht der Gast aus dem Harz in Führung. Nur drei Minuten später gleicht Omid Saberdest aus, wieder fünf Minuten später gibt es Elfmeter für den Gast – BAK-Torwart Marcel Höttecke aber pariert. In Halbzeit zwei nimmt der BAK das Heft immer mehr in die Hand, nach jedem Treffer dröhnt ein von Fans produzierter HipHop-Track durchs Stadion, etwa wenn Stareinkauf Serhat Akin – spielte Champions League und war mehrfacher türkischer Meister mit Fenerbahce Istanbul – erst drei Gegenspieler aussteigen lässt und dann zum 4:1 trifft. „Spitzenreiter“-Chöre sind zu hören, ehe auch der erfolgreichste Torschütze der Moabiter noch mal ran darf: Kiyan Soltanpour sorgt mit einem Heber für den 5:1-Endstand. JENS UTHOFF