teigelers urlaubsvertretung
: Behinderung am Ball

„Uns wurden zwei Hände und zwei Beine und ein halbwegs funktionierendes Hirn gegeben. Aber einige Leute wurden anders geboren. Dieses Karma wirkt aus einem früheren Leben.“

(Englands Nationaltrainer Glenn Hoddle 1999 in der Times über Behinderte – vor dem Rauswurf)

Verweise auf körperliche Defekte sind weitverbreitet in der Fußballersprache, doch Behinderte hatten es lange schwer mit dem Sport. 1981, als ich mein allererstes Fußballspiel im Stadion sah (1. FC Bocholt gegen Rot-Weiß Oberhausen, Endstand: 0:0, 10.000 Zuschauer), war von Barrierefreiheit und Gleichstellung rund um das Spielfeld noch keine Spur. Die Sitztribünen waren für Rollstuhlfahrer schwer erreichbar, auch im Innenraum wurden damals kaum Plätze reserviert. Und die Stehplätzränge, die noch nicht durch Wellenbrecher gesichert waren und auf denen bei jeder emotionalen Spielszene die eng zusammen stehenden Fans wie eine unfreiwillige menschliche Welle hin und her wogten, war erst recht kein sicherer Ort für Behinderte.

Wie bei einem schwierigen Auswärtsspiel haben sich Behinderte in den Stadion nur langsam durchsetzen können. Der Kampf für mehr Respekt begann im Mutterland des Fußballs: Unter dem Motto „Access for All“ forderten mobilitätseingeschränkte Fans Anfang der 1990er Jahre eine bessere Behandlung in den meist älteren, engen britischen Stadien. Später traten Behinderte selbst gegen den Ball und die „Association of Wheelchair & Ambulant Disabled Supporters“ ist heute ein Faktor im englischen Fußball – etwa wenn es um den barrierefreien Neubau des neuen Wembleystadions geht.

1999 trafen sich erstmals in Deutschland die in Fanclubs organisierten gehandicapten Fußballfans und so genannte Behindertenfanbeauftragte der Vereine. Seitdem hat sich die Integration behinderter Fans verbessert. Das Bündnis hat 2001 Qualitätsstandards für behinderte Besucher der WM-Stadien erarbeitet und den DFB beim Um- und Neubau der Stadien beraten. Dennoch gibt es Kritik von Behinderten – etwa am WM-Stadion in Gelsenkirchen. „Leider wurde auch an uns im Rolli nicht wirklich beim Bau der Arena Auf Schalke gedacht“, schreibt Ramona W. in einem Internetforum für behinderte Fans. „Auf Höhe der Eingänge für die Sitzplätze wurde zwar eine Reihe extra gemacht für uns im Rolli, aber das ist echt schon weit weg. Wir stehen ja hinter einer Sitzreihe und auch da gibt es das Problem, dass wir nicht mehr Sehen bei stehenden Fans. Irgendwie macht mich das wütend!“ MARTIN TEIGELER