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: Potsdamer mobilisiert

Stadt ruft BürgerInnen zu Protest gegen Rassismus auf. Noch keine heiße Spur nach Überfall auf Ingenieur

BERLIN ap/dpa/rtr/epd ■ Nach dem Überfall auf Ermyas M. hat die Stadt Potsdam gemeinsam mit einem breiten Bündnis gesellschaftlicher Gruppen für heute um 17 Uhr auf dem Luisenplatz zu einer Kundgebung gegen Rassismus aufgerufen. Der 37-jährige Ingenieur, der am Ostersonntag eine Schädel-Hirn-Verletzung erlitt, lag gestern noch im Koma. Sein Zustand sei zwar stabil, aber weiter lebensbedrohlich, teilte das Krankenhaus mit.

Bei der 25-köpfigen Potsdamer SoKo „Charlottenhof“ gingen seit dem Angriff auf den Deutschäthiopier rund 50 Hinweise aus der Bevölkerung ein. „Eine heiße Spur gibt es aber nicht“, sagte Sprecher Rudi Sonntag. Für zielführende Hinweise ist eine Belohnung bis zu 15.000 Euro ausgesetzt. Die Bundesanwaltschaft geht ungeachtet der Mahnungen vor voreiligen Schlüssen weiter von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Mit Blick darauf versuchte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zu relativieren: „Es werden auch blonde, blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben.“ Der Juso-Bundesvorsitzende Björn Böhning bezeichnete die Äußerungen Schäubles als „unerträgliche Verharmlosung rechter Gewalt“.

Aus Angst vor rassistischen Übergriffen stornierte indes eine nigerianische Regierungsdelegation ihre Zimmer in einem Potsdamer Hotel. „Ursprünglich hatten die 15 Teilnehmer eines Wirtschaftskongresses Übernachtungen für eine Woche gebucht“, sagte die Direktorin des Voltaire-Hotels. Die Gruppe, die aus der Zeitung von dem Überfall erfuhr, ist nun in Berlin untergebracht.