Die Last des Aufstiegs im Volleyball

Die Frauen von WiWa Hamburg stehen am Samstag im Aufstiegs-Endspiel gegen Alemannia Aachen, während in Braunschweig die Lichter ausgehen und die Emsländerinnen aus Emlichheim im Halbdunkel sitzen bleiben

Es klingt seltsam: Vor dem letzten Spieltag steht das Damen-Volleyballteam von WiWa Hamburg auf dem fünften Platz, aber mit einem Sieg könnten die Wandsbekerinnen den Aufstieg in die Bundesliga klarmachen. Es sei denn der Vierte, die SC Potsdam, schlägt wider Erwarten Tabellenführer Berlin-Spandau.

„Vor einem Jahr haben wir uns noch gegen das Wagnis 1. Bundesliga ausgesprochen, doch nun sind wir bereit“, sagt Jörn Wessel, Leiter der WiWa Hamburg mit viel Mut im Blick. Während im fernsehgeldverwöhnten Fußball stets alle Teams aufsteigen wollen, um größere Einnahmen zu erzielen, ist Refinanzierung in Sportarten außerhalb des TV-Fokus oft ein schwieriges Unterfangen: Das magische Dreieck aus Publikumsgröße, Medienaufmerksamkeit und Werbeerlösen gerät oft zur Abwärtsspirale.

Die SC Union Emlichheim hat deswegen den Aufstieg dankend abgelehnt. Gerade erst abgestiegen aus der ersten Liga, reichte es bei den Emsländerinnen – trotz eines arg gerupften Kaders – für einen fulminanten Marsch auf Platz zwei. Dennoch: „Lieber nicht 1. Bundesliga“, sagt Norbert Bußmann, Volleyball-Manager beim SCU. „Es ginge nur mit einem hauptamtlichen Manager. Entweder macht man die Sache 100-prozentig oder gar nicht“, sagt Bußmann. Probleme der menschlicheren Art hingegen führen bei Noch-Erstligist USC Braunschweig zum Aus: Die rührige Managerin und die Vereinsführung zickten sich an – mit der Folge, dass ein mühsam aufgebautes Team sich mit Ende der Spielzeit in alle Himmelsrichtungen verteilt.

Sind die Rahmenbedingungen in der selbst proklamierten Sport- und Möchtegernolympiastadt Hamburg anders? „Leider nein“, sagt Jörn Wessel und grinst wissend. „Wir sind nicht auf einer Insel der Seligkeit, aber wir spüren viel Sympathie. Zuerst jedoch müssen wir uns sportlich qualifizieren – kein Selbstgänger angesichts des Trubels in den vergangenen Wochen.“ Statt Training mussten Spielerinnen und Trainer vor allem das ungewohnt große Interesse der Medien bedienen. Im Wissen um die Notwendigkeiten der Sportvermarktung haben sie ein allzu ausgiebiges Klagelied unterdrückt und stattdessen auf gute Nachrichten mit sportlichem Gehalt verwiesen: Die mehrfache Deutsche Vize-Meisterin im Beach-Volleyball, Katrin Petzold, wird WiWa Hamburg im Aufstiegsfinale als Zuspielerin verstärken. Wäre Zuversicht ein Zahlungsmittel, hätte WiWa Hamburg ausgesorgt. SCE

Aufstiegsfinale Samstag, 17 Uhr, Sporthalle Wandsbek, Rüterstraße 75