WAS MACHT EIGENTLICH... … Tina Veihelmann?
: Kiezschreiberin werden

Der Soldiner Kiez im Wedding ist ein Laboratorium. Dort wird ausprobiert, wie ein Quartier, dem das Image „Berliner Schmuddelecke“ wie mit Sekundenkleber angeheftet ist, sich mit viel Fantasie dagegen zur Wehr setzt. Neuestes Projekt: Das dortige Quartiersmanagement lobt den Posten eines Kiezschreibers aus, der die positiven Seiten des Kiezes publik machen soll.

Seit gestern ist klar: Es ist eine Kiezschreiberin. Die Journalistin Tina Veihelmann wurde aus 104 BewerberInnen für das zehnmonatige Stipendium ausgewählt. Das Juryvotum war eindeutig.

Veihelmann hat in ihren bisherigen Reportagen und Porträts ein großes Gespür für die Gefühle jener Menschen gezeigt, die das Besondere ausschließlich im Alltag suchen müssen. Imbissverkäuferinnen, Fahrradmechaniker, polnische Schmugglerinnen. „Im Kleinen versteckt sich das Große“, sagt die 36-Jährige, die für den Scheinschlag, den Freitag und die taz schreibt. „Die kleinen Leute wissen, was die Folgen und Nebenwirkungen politischer Entscheidungen sind.“

Zuletzt hat sich Veihelmann vor allem mit der Lebenswirklichkeit in den schrumpfenden Städten des Ostens beschäftigt. Außerdem erscheint diesen Sommer ihr erstes Buch mit dem Titel „Aurith – Urad. Drüben ist Deutschland, drüben ist Polen“, das Porträt eines geteilten Dorfes an der Oder.

Veihelmann geht es darum, den Ist-Zustand der hiesigen Wirklichkeit zu beschreiben, nicht den Sollzustand. Weil die Menschen für sie dabei im Mittelpunkt stehen, wird sie im Soldiner Kiez mit Leichtigkeit fündig. FRAZ FOTO: PRIVAT