Von null auf hundert in 48 Stunden

KOALITION Kaum im Amt, muss die neue Fraktionsspitze schon am Donnerstag Sondierungsverhandlungen mit der Union führen

BERLIN taz | Die neue Fraktionsspitze hat keine 48 Stunden Zeit, um sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe vorzubereiten. Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter gehören nämlich zu dem Verhandlungsteam der Grünen, das am Donnerstagnachmittag das erste Sondierungsgespräch mit Vertretern der Union führen wird. Es wird ein vorsichtiges Beschnuppern im gediegenen Ambiente der altehrwürdigen Parlamentarischen Gesellschaft neben dem Reichstag: Hat Schwarz-Grün den Hauch einer Chance?

Die Verhandlung führen werden auf grüner Seite die beiden Parteivorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir. Daneben sitzen die ehemaligen Spitzenkandidaten Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt. Weil die Union aber gut ein Dutzend Verhandler schickt, stockten auch die Grünen spontan auf.

Sie ergänzten ihr Team durch die neue Fraktionsspitze, Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrmann.

Mit Özdemir, Kretschmann und Göring-Eckardt sitzen drei Politiker in der Delegation, die in der Vergangenheit Bündnissen mit den Schwarzen in der Theorie freundlich zugeneigt waren. Dies vergrößert aber keineswegs die Chancen für eine solche Koalition. Die allermeisten Spitzenleute teilen die Analyse, dass Schwarz-Grün ein hohes Risiko in einer Situation bedeutete, in der sich die grüne Partei nach dem katastrophalen Wahlergebnis erst einmal selbst finden muss. ULRICH SCHULTE