Heftige Kritik an Bündnis für Erziehung

Parteien und Verbände beklagen Ausgrenzung der kirchenfernen Bevölkerungsmehrheit durch die Familienministerin

BERLIN ap/epd/dpa ■ Das von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gestartete „Bündnis für Erziehung“ stößt bei SPD, Wohlfahrtsverbänden und Teilen der CDU auf Kritik. „Religiöse Werte sind nicht auf die katholische und evangelische Kirche beschränkt“, sagte die SPD-Familienpolitikerin Christel Humme. Mit Blick auf die laufende Integrationsdebatte warnte sie davor, andere Religionsgemeinschaften auszugrenzen. „Das können wir uns zurzeit nicht erlauben.“

Die Thüringer CDU bezeichnete das Bündnis als untauglich für Ostdeutschland. Landtagsfraktionschefin Christine Lieberknecht erklärte, dass „mit einem Exklusivbündnis keinem gedient“ sei. „Die neuen Länder sind anders strukturiert, das sollte man auch in Berlin zur Kenntnis nehmen“, sagte sie. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) meinte, in der gegenwärtigen Zusammensetzung grenze das Bündnis eher aus. Die christlichen Kirchen dürften nicht die einzigen Partner sein.

Die Volkssolidarität betonte, dass sie auch ohne Religion die Aufgabe der Werteerziehung in ihren 360 Kindertagesstätten gut gelöst habe. Die Volkssolidarität sei humanistischen Werten verpflichtet, sagte der Präsident des ostdeutschen Wohlfahrtsverbandes, Gunnar Winkler. Den Menschen in den östlichen Bundesländern, die zu zwei Dritteln nicht religiös gebunden seien, solle nicht das Gefühl vermittelt werden, dass sie im Bereich der Werte auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe stünden.

Der Zentralrat der Juden forderte von der Sozialministerin entweder die sofortige Einbindung weiterer Verbände oder die Rücknahme des Bündnisses. „Ohne eine unverzügliche Erweiterung auf alle sachverständigen Verbände und Berufsgruppen sowie die anerkannten Religionsgemeinschaften wirkt die Initiative zum Bündnis für Erziehung kontraproduktiv und sollte zurückgezogen werden“, erklärte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan J. Kramer. Von der Leyen hatte erklärt, andere Verbände könnten sich „im Herbst“ der Initiative anschließen.