Köln verschiebt den Abstieg

Der 1. FC Köln hofft nach dem 3:1 über Duisburg weiter auf den Klassenerhalt. Der MSV plant den Neuaufbau in der zweiten Liga. Der Ex-Kölner Dirk Lottner musste am Samstag zuschauen

„Wir müssen eben das holen, was zu holen ist“, sagt FC-Trainer Hanspeter Latour

AUS KÖLN HOLGER PAULER

Manchmal ist es für Bundesligaprofis besser, nicht spielen zu müssen. Dachte sich wohl auch Dirk Lottner. Der Spieler des MSV Duisburg sonnte sich am Samstag auf der Tribüne des Kölner Stadions. Dort sah er den 3:1-Erfolg seines derzeitigen Ex-Clubs 1. FC Köln gegen seinen baldigen Ex-Club. Während die Kölner nun wieder etwas Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen dürfen, haben sich die Duisburger endgültig aus der Bundesliga verabschiedet. Der in Köln beheimatete Dirk Lottner dürfte froh sein, dass es so gekommen ist. Vor allem aber: dass er nichts dazu beitragen musste.

Während des Spiels wollte sich Lottner nicht zu seiner „Suspendierung“ äußern. Vor dem Spiel hatte er angekündigt, dass er in der kommenden Saison nicht mehr in Duisburg spielen wolle. Interims-Coach Heiko Scholz und MSV-Präsident Walter Hellmich hatten wenig Verständnis dafür, dass Lottner dabei den Weg über die Presse wählte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lottner noch einmal für uns spielt“, sagte Hellmich nach dem Spiel.

Insgeheim hatte Lottner mit seiner Rückkehr zum 1. FC Köln gerechnet – in der zweiten Bundesliga. Diese Hoffnung könnte sich bald zerschlagen. Sollte der FC auch in den kommenden Wochen ähnlich erfolgreich agieren wie zuletzt und den Klassenerhalt schaffen, dürfte für Lottner kein Platz im Kader vorhanden sein. Zumal die Kölner sich um eine Verpflichtung des Stuttgarters Zvonimir Soldo bemühen. Und sollte Abwehrspieler Alpay dem 1. FC Köln erhalten bleiben, dürfte das Angebot an Spielern mit Schnelligkeitsdefiziten erschöpft sein.

Dass die Kölner überhaupt noch auf den Klassenerhalt hoffen dürfen, haben sie ausschließlich Lukas Podolski zu verdanken. Zwei Tore bereitete der Nationalspieler vor, das 2:0 erzielte er selbst. „Es spricht für uns, dass wir fünf mal in Serie nicht verloren haben“, sagte Podolski hinterher. Seine Augen leuchteten, er strahlte über das ganze Gesicht. Doch plötzlich kehrte der Realismus zurück: „Vielleicht kommt das alles auch zu spät.“ So eben hatte der Stadionsprecher die Ergebnisse der Konkurrenten um den Klassenerhalt verkündet. Kaiserslautern besiegte Hannover, Wolfsburg gewann in Bielefeld und Frankfurt in Stuttgart. Am Sonntagabend (nach Redaktionsschluss) musste der FSV Mainz noch gegen die Bayern aus München antreten. Drei, vier oder sechs Punkte wird der Rückstand auf Rang 15 betragen.

Kölns Trainer Hanspeter Latour sieht dennoch weiter die Chance auf den Klassenverbleib: „Es sind noch neun Punkte im Spiel. Wir müssen eben das holen, was zu holen ist.“ Zwei von drei Spielen dürfen die Kölner zuhause austragen. Nach Monaten der Quälerei scheinen sie sich im eigenen Stadion wieder heimisch zu fühlen. Es war der zweite Sieg in Folge.

Beim MSV Duisburg hat gestern der „unvermeidliche Neuaufbau“, wie Torhüter und Kapitän Georg Koch feststellte. Er selbst könne sich vorstellen, in Duisburg zu bleiben. „Wir brauchen jetzt echte Typen“, so Koch. Wer diese Typen trainieren soll ist noch nicht sicher. Laut Präsident Walter Hellmich sei noch „keine Entscheidung“ gefallen. „Die Truppe soll jetzt erst einmal die Saison vernünftig zu Ende bringen.“ Darauf dürften auch die Kölner hoffen. Am letzten Spieltag empfängt der MSV Duisburg den FSV Mainz. Und vielleicht kann Dirk Lottner dann doch noch einmal in den Abstiegskampf eingreifen.