Frühlingserwachen in der Wirtschaft

KONJUNKTUR Unternehmensverband Nord glaubt an das Ende der Talfahrt. Bei der schwarz-gelben Koalition in Schleswig-Holstein aber vermissen die Wirtschaftskapitäne jeglichen erkennbaren Reformwillen

Nicht einmal jedes zweite Unternehmen ist mit der Arbeit der Regierung zufrieden

Die schwarz-gelbe Koalition in Kiel hat die Unternehmer in Schleswig-Holstein nach sechs Monaten nicht überzeugt. „Nicht einmal jedes zweite Unternehmen (43 Prozent) ist mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden“, sagte der Präsident des Unternehmensverbandes Nord, Uli Wachholtz, am Mittwoch in Kiel. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage bei 72 Betrieben mit rund 25.000 Beschäftigten. Im Sommer 2009 hätten der Arbeit der damaligen großen Koalition noch 54 Prozent zugestimmt.

Vor allem häufige Unstimmigkeiten zwischen den Koalitionspartnern und fehlende Zukunftsstrategien für das Land werden als Gründe für die Unzufriedenheit genannt. Außerdem bemängeln die Wirtschaftsführer den „aktuell nicht erkennbaren Reformwillen“.

Derweil habe ein Großteil der Unternehmen die Wirtschaftskrise hinter sich gelassen und erlebe ein „Frühlingserwachen“. Die Mehrheit der Unternehmen erwarte für das Jahr 2010 positive Effekte, die norddeutsche Wirtschaft komme mit einem blauen Auge davon. „Vom Vorkrisenniveau sind wir dennoch weit entfernt“, sagt Wachholtz.

Das liegt auch daran, dass die Häfen im vorigen Jahr erhebliche Einbußen zu verzeichnen hatten. Der Seegüterumschlag ging 2009 um 15,3 Prozent auf 33,9 Millionen Tonnen zurück. Von den vier größten Häfen des Landes war nur Kiel stabil, hingegen wiesen Lübeck (-18 Prozent), Brunsbüttel (-14,8 Prozent) und Puttgarden (-14,6 Prozent) deutliche Rückgänge auf.

Nach Einschätzung des Unternehmensverbandes werde das Wirtschaftsjahr 2010 allerdings besser verlaufen als 2009. Fast alle befragten Unternehmen (89 Prozent) rechnen mit einem steigenden oder gleichbleibend hohen Auftragseingang für das zweite Quartal 2010. Positiv sei auch, dass 77 Prozent der Unternehmen genauso viel oder mehr als im vergangenen Jahr investieren wollen. „Dies könnte als ein positives Zeichen für das Ende der Talfahrt gewertet werden“, sagte Wachholtz.  (dpa/taz)