In der Police Academy klemmt der Abzug

Es begann mit dem schießlustigen Jamal Karsli und endet mit teuren Neuanschaffungen: Die nordrhein-westfälische Polizei durchlebt eine unglaubliche Pannenserie. „Die Kollegen lachen sich kaputt“

„Nein, das ist keine Pannenserie“, sagt Ministeriumssprecher Wolfgang Beus gleich dreimal. Das Düsseldorfer Innenministerium will von einer Pechsträhne bei der NRW-Polizei nichts wissen. „Die Kollegen lachen sich mittlerweile kaputt“, beschreibt dagegen ein Polizeibeamter gegenüber der taz die Stimmung in den nordrhein-westfälischen Polizeiwachen zwischen Aachen und Vlotho. Denn was immer die Polizei in den vergangenen Monaten anschaffte – es funktionierte erst einmal nicht.

Die Dienstwaffe: Den Anfang machte Jamal Karsli. Der osbkure grün-liberale Ex-Landtagsabgeordnete hatte bereits im Januar 2005 im Parlament mit Schießübungen demonstrieren wollen, dass die neue Walther P99 ein Rohrkrepierer ist. Schießen durfte Karsli zwar nicht, in der Sache landete er aber einen Treffer: Ein Jahr später bestätigte das Ministerium Probleme beim Auswurf der Patronenhülsen. Die Schuld wurde zuerst den zu schwachen Polizistinnen, dann der Munition zugeschoben. Jetzt wird die neue Waffe nachgebessert.

Das Holster: „Wer zu dick ist, kriegt den Gurt nicht zu.“ So einfach beschreibt ein Beamter das Problem mit den neuen Pistolenhaltern, in der Fachsprache Holster genannt. Sicherer sollen sie sein, doch sie sind zu groß für die neuen Dienst-VW, die die Polizei geleast hat. Als man die Waffen bestellt habe, sei noch nicht klar gewesen, dass die neuen Autos kommen, heißt es entschuldigend aus dem Ministerium. Jetzt sollen die Gurtpeitschen verlängert werden. Kostenpunkt: 70 Euro pro Streifenwagen.

Die schusssicheren Westen: Wer neue Westen bekommt ist glücklich. „Die sind sicher und gut zu tragen“, sagt ein junger Polizist. Wer sich jedoch aus dem Pool der alten Westen bedienen muss, hat Pech gehabt. Manche Auszubildende seien 1,75 Meter groß und bekämen Westen für einen Zwei-Meter-Mann, heißt es. „Die passen nicht und sehen scheiße aus, deswegen trägt die keine Sau.“ Mancher Jungbeamte lässt die Sicherheit deshalb auf dem Rücksitz liegen.

Die neuen Uniformen: Wie andere Bundesländer erwägt auch Nordrhein-Westfalen, blaue Polizeiuniformen einzuführen. Darüber sei jedoch noch nicht endgültig entschieden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Zuvor müsse die Funktionalität einer möglichen neuen Dienstkleidung erprobt werden. Die Farbe sei dabei „zweitrangig“, so der Sprecher. Stimmt. Hauptsache die neue Tracht passt, kneift nicht – und lässt sich auch im Auto anziehen. KAN, TEI