Hamburg heute
: Größte anzunehmende Freiheit

Die Freiheit der Meere besteht aus Stahl und Luxus. In Hamburg wird sie in Ketten gelegt

Nun liegt sie vertäut am Kreuzfahrtterminal der Hafencity und darf bestaunt werden. „Die Freedom of the Seas“ ist heute Kristallisationspunkt eines landseitigen Volksfestes samt abendlichem Feuerwerk, bevor das größte Kreuzfahrtschiff der Welt am morgigen Dienstag die Hansestadt gen Florida verlässt.

Gestern Nachmittag ist der Luxusliner von einer Testfahrt auf der Nordsee zurückgekommen. Zu der war er am Samstagabend kurz vor Mitternacht aufgebrochen, nachdem er eine Woche lang im Schwimmdock von Blohm+Voss den letzten Schliff für seinen ersten Einsatz bekommen hatte. Tausende hatten am Ostermontag das Einlaufen des Kreuzfahrers beobachtet, tausende sein nächtliches Ausdocken, tausende die gestrige Rückkehr. Von Euphorie aber kann die Rede nicht sein.

Denn eigentlich ist der Riese eine schwimmende Majestätsbeleidigung. Breiter als die „Queen Mary 2“, na gut, schwerer auch, mehr Insassen passen ebenfalls hinein, aber sechs Meter kürzer ist er, aha. Vor allem aber nicht so gediegen und charmant wie die Königin aus dem Inselreich. Deren Besuche haben in Hamburg schon zweimal Massenhysterien ausgelöst. Und wenn sie im August wiederkommt, wird ordentlich gefeiert.

Ihre neumodische und eher kühle Konkurrentin aber wird bis morgen früh freundlich zur Kenntnis genommen. Mit hanseatischer Zurückhaltung. SMV