OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

1974 organisierten Hugh Masekela und Stewart Levine in Kinshasa das sogenannte „Zaire ’74“-Festival, das eigentlich als Auftakt des berühmten WM-Boxkampfes zwischen Muhammad Ali und George Foreman dienen sollte, der dann ja um einige Wochen verschoben werden musste. Das änderte jedoch nichts an der gesellschaftspolitischen Tragweite des Festivals im Kampf für die Rechte und ein gestärktes Selbstbewusstsein der Schwarzen: Für viele der amerikanischen schwarzen Künstler, die damals dort auftraten, war die Reise nach Zaire auch eine Reise zu den eigenen Wurzeln. Für die Afrikaner bedeutete die Veranstaltung hingegen die Gelegenheit, überhaupt mal wahrgenommen zu werden. Soul-Legende James Brown bringt es in der Cinéma-Vérité-Dokumentation „Soul Power“ von Jeffrey Levy-Hinte deshalb in seinem Song „Same Beat“ am besten auf den Punkt: „I am somebody!“, schreit er ins Mikrofon, und noch einmal: „I am somebody!“ (OmU, 30. 4. Hackesche Höfe)

Nachdem sich der Tonfilm um 1929 endgültig durchgesetzt hatte, hatte die internationale Kinoindustrie ein Problem: Früher hatte man beim Export seiner Produkte in fremde Länder einfach die Zwischentitel ausgetauscht – eine vergleichsweise unaufwendige Angelegenheit. Doch was nun? Die Synchronisation der Dialoge war technisch zwar möglich, doch von den anfänglichen Ergebnissen waren Publikum und Kritiker wegen mangelnder Lippensynchronität oder stark verfälschender Texte nur wenig angetan. So kam es für kurze Zeit zu einem ziemlichen Kuddelmuddel: Filme wurden in Originalfassungen mit und ohne Untertitel gezeigt, die Dialoge in Übersetzung auf Zwischentiteln dargeboten oder Filminhalte von Conférenciers nacherzählt. Einen weiteren Weg zeigten die Mehrsprachenversionen auf: Während der Dreharbeiten wurde die gleiche Szene in verschiedenen Sprachen gedreht – mal mit den selben Schauspielern, mal mit anderen, je nach Fremdsprachenkenntnis der Akteure. In Deutschland entstanden meist englische und französische Sprachversionen für die wichtigsten Auslandsmärkte. So kam es dann auch, dass Marlene Dietrich plötzlich in „The Blue Angel“ mitspielte und aus ihrer feschen nunmehr eine „naughty“ Lola wurde. Josef von Sternbergs englischsprachige Version seiner Verfilmung von Heinrich Manns Satire „Professor Unrat“ ist auch deshalb interessant, weil man hier Schauspieler verpflichtete, die – von der Dietrich einmal abgesehen – große Schwierigkeiten mit der englischen Sprache hatten – weshalb es im Film drunter und drüber geht mit einem lustigen Sprachenwirrwarr zwischen Englisch und Deutsch. („The Blue Angel“, 29. 4.; „Der blaue Engel“, 30. 4. Arsenal)

Ein albtraumhafter Thriller im Noir-Stil: „Die Lady von Shanghai“ (1946/48), mit Rita Hayworth als abgefeimtes Miststück und einem irren Finale im Spiegelkabinett eines Vergnügungsparks, wo sich Rita und ihr Filmgatte – verwirrt von den Spiegelbildern – gegenseitig erschießen. Ein Meisterwerk von Orson Welles. (OmU, 30. 4.–1. 5. Filmkunst 66) LARS PENNING