pummeltest für fette kinder von RALF SOTSCHECK
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Der Brite platzt aus allen Nähten. Großbritannien verzeichnet das schnellste Wachstum in Europa, was die Körperfülle angeht. Ein Drittel aller Kinder unter 16 ist übergewichtig, jedes fünfte sogar fett. Die Zahl der Dickerchen ist innerhalb eines Vierteljahrhunderts um 400 Prozent gestiegen. Die Fettfolgekosten werden schon bald elf Milliarden Euro im Jahr betragen. Neulich ist eine Dreijährige an Herzversagen gestorben, weil sie kugelrund war.

Die britische Regierung hat die höchste Alarmstufe ausgerufen. Die Medienaufsichtsbehörde überlegt, ob sie Fernsehwerbung für Schnellfraß, der zu viel Fett, Salz und Zucker enthält, verbieten kann – jedenfalls vor 21 Uhr. Statt dessen will man die Serie aus dem Dschungelcamp wiederholen, wo abgehalfterte Halbprominente eine Woche lang Insekten kauen mussten. Nach neun Uhr abends darf im britischen Fernsehen aber weiter gefressen und gesoffen werden, weil die Teenager dann im Bett sind. Dabei werden sie auch ohne Werbung sieben Kilo im Jahr schwerer, wenn sie täglich eine Stunde fernsehen.

In Schottland, das als „kranker Mann Europas“ gilt, will man noch einen Schritt weitergehen: Fünfjährige sollen sich bei der Einschulung einem Pummeltest unterziehen. Wer durchfällt, muss zur Zwangsdiätberatung. Die Eltern werden auf eine Kochschule geschickt, wo sie lernen, kalorienarm zu kochen. Außerdem sollen die Schulen verbindliche Richtlinien für das Pausenbrot herausgeben: Müsli statt Marsriegel, Kopfsalat statt Wurstsalat. Und in den Schulpausen müssen die Kinder eingesperrt werden, damit sie sich nicht mit McWürgern vollhauen können. Das Programm soll später auf Lehrer, Krankenhausangestellte und Beamte ausgeweitet werden, damit sie ein gutes Beispiel geben. Wer dennoch dick bleibt, muss zur Gewichtskontrollgruppe. Haben auch die Verschlankungsterrororisten, die als „Small Brother“ Angst und Schrecken verbreiten sollen, keinen Erfolg, bekommt der Mops einen mageren Lifestyle-Berater zugeteilt. Ab 2010 wollen die Schotten sonntags öffentliches Pflichtwiegen einführen.

Der an der Mayo-Klinik in Minnesota arbeitende britische Wissenschaftler James Levine hat herausgefunden, dass Dünne jeden Tag im Durchschnitt 152 Minuten länger stehen als Dicke, denn im Stehen verbraucht man dreimal so viele Kalorien wie im Sitzen. Deshalb, so verlangt Levine, soll man fetten Kindern die Stühle wegnehmen. Um die Krampfadern vom stundenlangen Stehen in der Schule kann man sich ja später kümmern. Vielleicht hilft auch ein Aufnäher am Revers, ein rosa Schweinchen etwa, um die kleinen Dickerchen auf den rechten Ernährungspfad zu bringen.

Seit 1999 haben mehr als 600 Kinder an der Leeds University am Carnegie-Programm für Gewichtskontrolle teilgenommen. Es ist das einzige Fettekindersommerlager in Europa. Dieses Jahr, so kündigte der Direktor Paul Gateley an, wollen sie Tische und Stühle wegschmeißen. Man sollte die mopsigen Kids lieber auf Konditionsräder setzen, die an Generatoren angeschlossen werden. Damit könnte man, natürlich nur bis 21 Uhr, Fernsehgeräte betreiben. Oder besser noch: elektrische Stühle für die dürren Demagogen.