DIE WERBEPAUSE
: Brandenburg hat Potenzprobleme

Wenn Brandenburger Männer flirten, sagen sie gerne Dinge wie: Deine Frisur ist echt seltsam. Ist die Frau besonders hübsch, kann man auch mal einen Schritt weitergehen zu: Deine Frisur ist echt Scheiße. Nach derselben Taktik verfährt eine Werbekampagne der Stadt Brandenburg. In einer ersten Serie von Postkarten suchte das „kleine Potsdam“ seinen großen Bruder, der, wie sich bald herausstellte, die Stadt Brandenburg an der Havel ist.

Das mag viele Berliner und Potsdamer irritieren, immerhin hat Potsdam etwa zweimal so viele Einwohner wie Brandenburg. Thomas Krüger, Geschäftsführer der Brandenburger Tourismusgesellschaft, erklärt dann aber, dass mit dem „größer“ die historische Bedeutung der Stadt Brandenburg gemeint sei. Nach seiner Gründung im Jahr 928 war die kleine Stadt an der Havel „der Motor der Region“, ohne den sich weder Potsdam noch Berlin so hätten entwickeln können, meint Krüger. Die eigentliche Taktik aber ist hier – wie bei den schönen Frauen auch –, die eigene Unzulänglichkeit hinter der Abwertung des Gegenübers zu verstecken. Das degradierte Detail ist dabei variabel, Frisur oder Einwohnerzahl, egal: wenn der andere sich erst schlecht fühlt, wird man selbst umso stärker. Wer klein ist, muss sich aufplustern, um zu überzeugen, das ist der Fehlschluss, der hinter diesen defätistischen Annäherungsversuchen steckt.

Dasselbe Verhalten zeigen übrigens die Potsdamer, wenn die Ehre Brandenburgs gegen den Feind im eigenen Herzen verteidigt werden soll. Berlin ist eben auch nur „Vorstadt von Potsdam“!

Die Methode ist so durchschaubar, dass sie sowohl in Berlin wie auch bei schönen Frauen nichts weiter als ein mitleidiges Lächeln erzeugt. Selbstbewusstsein, liebes Brandenburg, sieht anders aus! ARIANE LEMME