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: Des Prinzen Wiederauferstehung zur Osterzeit

Lukas Podolski ist der erste Instinktfußballer seit Mehmet Scholl. Er wird Köln verlassen und könnte als Held zurückkehren

Besondere Ereignisse müssen ihren Schatten im Rheinland geworfen haben, denn selbst der bekanntlich ironiefreie Teletext verkündet: „Hoffnung in Köln“. Hoffnung – ein Fremdwort in den letzten Monaten. Jetzt ist es wieder fest drin im Vokabular, und die Frage ist nicht, woher sie auf einmal kommt, sondern warum es am Tabellenende auf einmal hin- und herflackert.

Man könnte diese und jene Ursachen nennen, Hanspeter Latour anführen, der keinen schlechten Job macht, doch vor allem ist es wohl die Fähigkeit des leutseligen Coaches zur Kommunikation. Latour hat viel und gut geredet in den letzten Wochen – und wohl vor allem einem ins Gewissen, der schon völlig derangiert schien: Lukas Podolski.

Pünktlich zu Ostern feierte er seine sich allmählich ankündigende Wiederauferstehung. Man erinnere sich bloß an die letzte Woche. Podolskis Treffer gegen Schalke aus unmöglichem Winkel, ein Treffer Marke Tor des Monats, einer, wie er sie früher serienweise erzielte und hinterher meinte, man solle nicht viel überlegen, sondern einfach draufballern. Das war es vor allem, was Podolski ausmachte: die Fähigkeit, im entscheidenden Moment nicht nachdenken zu müssen; ein Instinktfußballer, der erste seit Mehmet Scholl, das Gegenstück zu Jürgen Klinsmann, und es wäre schön, wenn sich alle drei auch bei der WM gut vertragen würden.

Und diese Woche: einen Treffer erzielt, zwei eingeleitet, mehr geht wirklich nicht im Abstiegskampf, und man kann sich zu Recht fragen, an wem es lag, dass von Podolski nicht mehr allzu viel zu sehen war über Monate. Vielleicht waren es ja die Folgen seines Machtkampfs mit dem Coach Uwe Rapolder.

Der Volkstribun Podolski gewann, Rapolder musste gehen. Kein Verlust für die Liga, wie überhaupt auch die Arbeit seines Nachfolgers in Bielefeld, Thomas von Heesen, die Dampfplauderei des aufgeblasenen Systemtheoretikers um diesen und jenen Schachzug auf dem Spielfeld ins rechte Licht rückt. Denn nicht erst seit Podolski weiß man: Das System und der Hochbegabte können, aber müssen sich nicht vertragen, wenn Letzterer derart korsettiert über das Spielfeld schleicht, dass er im Begriff ist zu schwinden, beraubt jeder Möglichkeit, Dynamik zu entwickeln. Und vielleicht ist es ja jene Eigendynamik, die Köln im Schlussspurt noch rettet.

Das wäre die erste wirklich große Tat des Lukas Podolski, der schlagende Beweis, die Erwartungen übertreffen zu können. Dann könnte er in aller Ruhe woandershin gehen, und sie würden ihn feiern, wenn er wiederkommt mit seinem neuen Klub. Raum für Spekulation bezüglich des neuen Arbeitgebers bleibt allenthalben. Er sollte sich jedenfalls einen Trainer aussuchen, der hin und wieder mal mit ihm redet. STEFAN OSTERHAUS