Bin Laden meldet sich

In einer Tonbandaufzeichnung bekennt sich der Al-Qaida-Chef zum „Kampf der Kulturen“ und greift Darfur auf

KAIRO taz ■ Mit einem Rundumschlag über die aktuellen Probleme der islamischen Welt hat sich Ussama Bin Laden gestern im arabischen Fernsehsender al-Dschasira zu Wort gemeldet. In der ersten ihm zugeschriebenen Tonbandaufzeichnung seit Januar, als er Anschläge in den USA angekündigt hatte, sprach er über die dänischen Mohammed-Karikaturen, den Konflikt im sudanesischen Darfur sowie über den Finanzboykott der USA und der EU gegenüber der palästinensischen Hamas-Regierung.

Die direkteste Drohung stieß er im Zusammenhang mit den umstrittenen dänischen Karikaturen aus. Er forderte seine Anhänger auf, die Verantwortlichen an ihn auszuliefern, damit sie bestraft werden können. Außerdem griff er alle islamischen Prediger an, die sich nach dem Karikaturenstreit für einen Dialog mit dem Westen stark gemacht haben. Er nannte sie „falsche Prediger“, die den Dialog statt den Kampf beschwören würden. Die Karikaturen symbolisierten geradezu den Kampf der Kulturen, sagte Bin Laden.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte Bin Laden diesmal dem Konflikt im westsudanesischen Darfur. „Ich rufe meine Krieger auf, sich mit der Lage in Darfur vertraut zu machen und sich auf einen langen Feldzug gegen die dortigen Kreuzfahrer vorzubereiten“, war auf der Tonbandaufzeichnung zu hören. Die UNO bezeichnete Bin Laden als „eine Organisation der Ungläubigen“.

Noch konnte die Echtheit des Tonbands von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden, aber die Stimme gleicht den bisherigen Bin-Laden-Aufzeichnungen, die später vom US-Geheimdienst als echt bestätigt wurden. Nach der Ausstrahlung des Bands interviewte al-Dschasira den ägyptischen Terrorexperten Dia Raschwan. „Sein Auftreten zerstreut alle Gerüchte über Bin Ladens möglichen Tod oder eine Krankheit, da er mehrere aktuelle Themen kommentiert hat“, glaubt Raschwan. Bisher wurde Bin Laden stets als jemand bezeichnet, der von der im Westen entstandenen Theorie des Kampfs der Kulturen profitiert habe, erklärte er. Diesmal, fügte Raschwan hinzu, habe Bin Laden sich erstmals persönlich als Anhänger dieser Theorie geoutet.

GAW