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: Der König der Kassam-Raketen

Der designierte Chef der palästinensischen Sicherheitskräfte macht aus seinen Ambitionen kein Hehl. „Die Juden sind unser einziger Feind“, offenbart Dschamal Abu Samhadana in einem Interview. Er selbst sei bereit, „abzudrücken“, wenn es um die Verteidigung seines Volkes geht. Der „König der Kassam-Raketen“, auf Platz zwei der israelischen Gesuchtenliste und mehreren Exekutionsversuchen nur knapp entkommen, soll eine neue palästinensische Armee errichten. Zuerst muss jedoch eine Einigung mit Palästinenserpräsident und Fatah-Führer Mahmud Abbas gefunden werden, der die Nominierung Samhadanas abgelehnt hat.

Dabei gehörte Samhadana einst der Fatah an, ähnlich wie zwei ältere Brüder, die in PLO-Uniform im Libanon ihr Leben ließen. Ein anderer Bruder gehört bis heute den Fatah-nahen Al-Aksa-Brigaden im Gaza-Streifen an. Jamal selbst machte sich als Gründer des unabhängigen „Volkswiderstands-Komitees“ einen Namen, das mit Beginn der zweiten Intifada Ende 2000 die Milizen aller Bewegungen zu vereinen suchte – mit Anleitungen für den Bombenbau, Trainingslager für die Kämpfer bis hin zu gemeinsamen Anschlägen.

Aus Mangel an Alternativen, wie er gegenüber britischen Journalisten zugab, konzentrierte er seine Operationen, bei denen er anfangs selbst beteiligt war und die er später nur noch mit organisierte, auf Soldaten und Siedler im Gaza-Streifen. Es sei zu schwierig, die Absperrungen rings um den Gaza-Streifen zu überwinden. Die Attentate auf Israelis hält er für notwendig, denn „wenn meine Frau Angst hat, die Kinder zur Schule zu schicken, dann sollen ihre Frauen das auch“. Erst wenn das israelische Volk „dieselbe Unsicherheit und Angst verspürt, wird es von der Regierung fordern, uns einen Staat zu ermöglichen“.

Der in der Grenzstadt Rafah geborene Samhadana schloss sich als Jugendlicher der PLO an, die ihn zum Kampftraining in die DDR, nach Kuba und Nicaragua schickte, nachdem er 1982 vor der israelischen Armee zunächst nach Ägypten geflohen war. 1994 kehrte er zusammen mit der PLO-Führung in die Palästinensergebiete zurück, wo er später zu einem scharfen Kritiker der eigenen Führung wurde, die ihn vorrübergehend sogar einsperrte.

Gegenüber palästinensischen Journalisten beschrieb Samhadana seinen Auftrag als Teil der Regierungsanstrengungen, die Sicherheitsanarchie zu beenden. Sollte er tatsächlich Gelegenheit bekommen, sich der Aufgabe anzunehmen, wird er das mit Sympathie für die Kämpfer tun: Ihm ginge es darum, den „Widerstand zu schützen und zu fördern“, nicht ihn zu bekämpfen. SUSANNE KNAUL

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