Seid nicht so gierig!

TAGUNG Zu der Tagung „Glück und Krise“ kommt auch der taz-Autor Hannes Koch („Soziale Kapitalisten“)

■ war Redakteur bei der taz, lebt heute als freier Journalist in Berlin. Autor des Buches „Soziale Kapitalisten“

taz: Sie kommen zu einer Tagung „Glück und Krise“? Was sagt uns der Titel?

Hannes Koch: Was kann man gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise tun? Mein Tipp dazu: Es gibt Unternehmen, die ich in dem Buch „Soziale Kapitalisten“ beschrieben habe, die streben nicht nach dem maximalen Gewinn. Das wäre ein Mittel gegen die Wiederholung der Finanzkrise.

Also weniger Gier?

Weniger Gewinnmaximierung.

Haben diese Unternehmen unter der Krise weniger gelitten?

Die sind nicht in solchen Branchen unterwegs. Unternehmen wie Ritter Sport oder DM gehören zur Realwirtschaft.

Schokolade isst man immer?

In der Krise sogar etwas mehr.

Seid nicht so gierig! Das ist ein Gutmenschen-Vorschlag.

Finde ich nicht. Es ist an der Zeit, die kulturelle Orientierung weiter zu entwickeln und solchen Unternehmen, die so hohe Gewinne anstreben wie die Deutsche Bank etwa, zu sagen: Eure Gewinne sind zu hoch. Das muss als ernstzunehmendes Argument der Verbraucher, also der Bürger, etabliert werden. Natürlich muss die Politik auch ihre Regulierungsfunktion wahrnehmen.

Bremen ist eine Autostadt, die Logistikbranche ist besonders wachstumsversessen.

Unsere Gesellschaft muss lernen, mit ein oder zwei Prozent Wachstum auszukommen. Mehr wird es nicht mehr geben. Es macht keinen Sinn, wenn Regierungen davon träumen, mit drei oder fünf Prozent ihre Schuldenprobleme lösen zu können. Unsere reiche Gesellschaft muss lernen, ihren Wohlstand gerecht zu verteilen – das ist die Ansage.

Interview: kawe

14 - 20 Uhr, Bürgerschaft, Programm: www.boell-bremen.de