Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Für Menschen, die Abwechslung brauchen: Acht Bands für einen Zehner bekommt man heute Abend im Lovelite beim Festival des Berliner Labels Cannery Row Records, und diese Bands einigt dann doch wieder eine Liebe für Rootsmusik, die aber gar nicht streng nach der Tradition nachgearbeitet sein muss und von Folk über Rock bis Pop viel Handgemachtes bedeuten kann, vom Alternativrock eines von Jud her bekannten David Judson Clemmons bis zum Großstadtcalypso von Lord Mouse and the Kalypso Band. Die Weniger-ist-mehr-Alternative: Bloodshot Bill aus Montreal, auch heute im Monarch am Kottbusser Tor, der den Rockabilly mit der ganzen vielarmigen Kraft einer Einmannband stampft wie ein leicht aus der Fassung verrutschter Buddy Holly. Und das macht er nochmals am Samstag im Vorprogramm von The Rockin’ Lafayettes und am Dienstag vor dem ausgekochten Soulblues von Andre Williams, beides im Bassy Club. Bear in Heaven kommen aus Brooklyn und machen einen leicht anexperimentalisierten Pop mit einer sacht psychedelischen Unterströmung und einer schönen melodischen Geschmeidigkeit, ohne sich dabei im Pathos zu verrennen, am Sonntag im Bang Bang Club. Und dort kann man dann am Donnerstag Die Zukunft gehört haben, und das sind Bernadette La Hengst, Guz und Knarf Rellöm, die sich und ihre Lieder zusammengeworfen haben. „Sisters & Brothers“ nennt sich das gerade erschienene Album. Eine recht heterogene Sache, mit Hamburger Quengeldisco, Schaffhausener Rock ’n’ Roll und Berliner Hochbahnchanson. Da blinkt und quietscht die Elektrokommode zur Wandergitarre. Ein wenig zu aufgekratzt insgesamt vielleicht, sodass mir dann das neue Album von Guz mit seinen Aeronauten, Hallo Leidenschaft!“, mit seiner Gelassenheit und dem Soul doch noch ein Stückchen besser gefällt.

■ Cannery Row Records-Festival: Lovelite, Fr., 21 Uhr. 10 €

■ Bloodshot Bill: Monarch, Fr., 22 Uhr

■ Bear in Heaven: Bang Bang Club, So., 21 Uhr. 10 €

■ Die Zukunft: Bang Bang Club, Do., 20 Uhr. 12 €