die anderen zu tschernobyl und zum höhenflug des ölpreises
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In Frankreich schreibt Libération: Tschernobyl ist für die zivile Atomkraft ein bisschen das, was Hiroschima für die militärische Seite war – etwas, das zwar sehr viel Angst macht, aber nicht genug, um die Menschheit dazu zu bringen, das „nukleare Kapitel“ zu beenden. Zwar ist nicht zu bezweifeln, dass diese Katastrophe die Stromproduzenten dazu gebracht hat, sich von dieser Energieart abzuwenden. Doch das ist nur ein Faktor unter mehreren. Denn inzwischen ist das Drama in der Ukraine trotz aller Gedenkfeiern in die Ferne gerückt, der Preis für Öl sprengt alle Grenzen und die Anhänger der Kernkraft träumen nun – und das in lauten Tönen – von einem zweiten Frühling.

La Tribune aus Paris sieht einen geopolitischen Konflikt: Im Grunde erklärt sich der Höhenflug des Ölpreises auch und vielleicht vor allem durch neue geopolitische Kräfteverhältnisse. Diejenigen, die diese wertvolle Waffe, das Rohöl, besitzen, wollen ihre dazugewonnene Macht sehr wohl zur Geltung bringen. Die Demokratien und Verbraucherländer scheinen dem recht wehrlos gegenüberzustehen. Man führe sich etwa die Finanzminister der G 7 vor Augen, die am Wochenende die Produzenten aufgerufen haben, mehr zu fördern. Sie wurden mit irritierender Leichtigkeit von der Opec links liegen gelassen, die noch nie so viel produziert hat, der Iran eingeschlossen.