„Sexyness macht erfolgreich“

DIETER LENZEN Uni-Präsident stellt seine Ideen für die Zukunft vor und warnt vor hohen Erwartungen, man werde 2012 beim Exzellenzwettbewerb gewinnen

Sie leben in einer Stadt mit einer leistungsfähigen Universität“

DIETER LENZEN, UNI-PRÄSIDENT

Vergiss den Fremdwörter-Duden nicht, könnte ein Rat sein, für alle, die künftig Hamburgs neuem Uni-Präsidenten Dieter Lenzen lauschen wollen. In seinen Vortrag, den er am Donnerstag Abend vor der Zeit-Stiftung hielt, schaffte es mit „Aisthesis“ allerdings auch ein Wort, das selbst dort nicht zu finden ist.

„Emphatische Aisthesis“ verdiene die Universität Hamburg, sagte Lenzen. Das heißt Wahrnehmungsfähigkeit, klärt seine Pressestelle später auf. Die Uni sei ein toller Laden. Im Unterschied zu den Berlinern seien Hamburgs Studierende „richtig freundlich“, grüßten und hielten einem die Tür auf. Viel Lob vom ehemaligen Präsidenten der Berliner FU, der eine in elf Punkte gegliederte Analyse vorlegte und Grafiken über Forschungsrankings an die Wand projizierte. „Sie leben in einer Stadt mit einer sehr leistungsfähigen Universität“, sagte er in der Brucerius Law School, dämpfte aber die Erwartung, man werde 2012 beim Exzellenzwettbewerb gewinnen. Es gebe etwa 600 Antragsteller und 30 Gewinner. Die Wahrscheinlichkeit darunter zu sein liege „effektiv unter fünf Prozent“.

Lenzen warnt vor einem Auseinanderdriften der Fächer in Folge des Wettbewerbs. Ziel sei, die Uni zum „Knotenpunkt für Nachhaltigkeit“ zu machen und auch die Frage, „der Art und Weise, wie sich eine Universität steuert“. Wie Lenzen die Uni steuern will, blieb unklar: Er sei nicht eingekauft worden, um in Hamburg das Gleiche wie in Berlin zu machen. Er nennt die Uni eine „freie, gerechte und demokratische Einrichtung“, sagt aber auch, man tue gut daran, „Probleme auszutragen, ohne dass es dazu eine Öffentlichkeit geben muss“.

Lenzen sieht „Chancen“ in der Neuerung des Hochschulgesetzes, beklagt „übergroße Politiknähe“ und fordert „mehr Autonomie“. Statt kleinteiliger Ziel- und Leistungsvereinbahrungen mit der Stadt sollte es nur Eckpunkte und einen Vier- oder Fünf-Jahresvertrag geben, während die Uni ein sicheres Budget habe. Die Uni sei unterfinanziert und die Behörde unzuverlässig bei der Erfüllung von Zusagen.

Unter „Schwächen“ führt Lenzen auch Studiengebühren an. Ohne Stipendiensystem führten die zu sozialer Selektion. Lenzen will auch den „Bildungsstreik produktiv aufnehmen“ und denkt darüber nach, dass das alte System des Scheine-Sammelns mit der Prüfung am Ende auch Vorteile gegenüber dem mit dem Bachelor eingeführten „Dauerprüfungsstress“ hatte.

In der anschließenden Diskussion dominierte die Frage, wie die Uni ihr Ansehen verbessern könne. „Erfolg macht sexy“, riet der frühere Rektor der Uni-Bielefeld, die im ersten Exzellenzwettbewerb erfolgreich war. Worauf Lenzen konterte, „Sexyness macht erfolgreich.“ Man müsse Erfolge sichtbar machen. KAIJA KUTTER