Nur nicht richtig informiert

NAZI-TREFF ENTTARNT

Der Gärtner, sagen sie, der sei kein Rechter

Es herrscht Umbruch in Rudow. Bagger planieren hier, am Südrand der Stadt, Felder zu Bauflächen. Townhouses wachsen darauf. Ganz am Ende eines kleinen Weges aber, hinter dem es nur noch Pferdekoppeln gibt, ist der Aufbruch noch nicht angelangt. Kleine Gartenbaufirmen reihen sich hier aneinander. Es laufe schlecht, sagt einer der Betreiber. Seit Jahren schon. Jeder kämpfe ums Überleben.

Ein Gärtner vermietet sein Gewächshaus deshalb an Autoschrauber. Im Sommer vor einem Jahr vergab er einen Raum auch an eine Gruppe Jugendlicher. Auf Fotos sieht man deren Tischkicker – und auch, was die jungen Leute an die Wand malten: „Dorfgemeinschaft Rudow“, in Frakturschrift. An eine Tür klebten sie ein NPD-Plakat.

Im Mai machte die Innenverwaltung öffentlich, dass es einen neuen Rechtsextremistentreff in der Stadt gibt: in Rudow. Die Adresse nannte sie nicht, ebenso wenig die Polizei. Aus Ermittlungsgründen, hieß es erst. Aus Sicherheitsgründen, sagten sie später. Initiativen gegen rechts sprachen von einem „Schlag ins Gesicht“, die Polizei schütze einen Nazitreff.

Diese Woche wurde die Adresse bekannt: der Hof des Gärtnermeisters. Ausgerechnet die NPD hatte den Namen des Vermieters ins Internet gestellt, sich für dessen „Standhaftigkeit“ bedankt. Der Treff sei inzwischen gekündigt, teilte die Partei mit, „einvernehmlich“.

In dem kleinen Weg sagen Nachbarn, über die Nazis habe man schon länger gemunkelt, die Polizei sei ja ständig da gewesen. Der Gärtner aber, der sei kein Rechter. „Der hat sich nur nicht informiert, wen er da reinholt.“

Klingelt man bei der Familie, öffnet eine Frau. Sie schaut misstrauisch, verunsichert. Das mit den Nazis stimme nicht, sagt sie. Warum aber sagen Polizei und NPD etwas anderes? Die Frau schwenkt um: Ja gut, es gab „diese Leute“ auf dem Hof. Man habe aber nicht gewusst, dass es Neonazis sind. Und man habe doch nun gekündigt.

Nichts gewusst? Trotz der Polizei, der Wandzeichnung, der Plakate? Die Familie, schickte die NPD hinterher, werde nun sehen, „von wem der Terror ausgeht“. Die Partei weiß, was sie damit tut: Sie gibt den Namen der Vermieter denjenigen preis, die auch mit Farbbeuteln gegen Neonazis kämpfen.

War das Ende des Nazitreffs also doch nicht so einvernehmlich, ist der öffentliche Dank der NPD nur ein vergifteter, eine Revanche für die Kündigung? Die Frau des Gärtners könnte es sagen. Aber sie tut es nicht. Sie schließt die Tür. KONRAD LITSCHKO