Neue Spitze, alter Kurs

GRÜNE Katrin Göring-Eckard und Anton Hofreiter sollen die Grünen-Fraktion zurück zu Vorwahlkampfzeiten führen. „KGE“ sei eine Opportunistin, schrieb die taz. Ist sie die einzige, fragen Leser. Und: Wäre Kerstin Andreae eine bessere Alternative gewesen?

■ betr: „Die grüne Fraktionsführung ist komplett“, taz vom 9. 10. 13

Erste Entscheidungen sind bei den Grünen getroffen worden. Katrin Göring-Eckardt und Toni Hofreiter sollen die neue Bundestagsfraktion führen. Als Leitlinien grüner Politik nennen sie die ökologische Modernisierung der Gesellschaft, mehr soziale Gerechtigkeit und Einsatz für Bürgerrechte. Wie das konkret aussieht, wird sich in den kommenden Auseinandersetzungen in der Partei und – insbesondere – mit den politischen Gegnern zeigen. Allerdings dürfte klar sein, dass grüne Politik mehr sein muss als die Schaffung neuer Märkte zwecks Gewinnmaximierung mit umweltverträglicheren Verfahren und Produkten.

Ebenso wenig reicht es aus, die ökologische Modernisierung zum Lifestyle für Wohlhabende und besser Verdienende zu machen. Vielmehr ist eine tiefgreifende Veränderung von Gesellschaft und Wirtschaft vonnöten, um eine Welt zu schaffen, in der die Menschen in sozial gerechteren Verhältnissen sowie im Einklang mit Natur und Umwelt leben können. Um diesem Ziel näher zu kommen, braucht es ganz sicher auch viele kleine und pragmatische Schritte. Aber Pragmatismus darf kein Selbstzweck werden. HEINZ-DIETER SIMON

betr.: „Die Opportunistin hat gewonnen“, taz vom 9. 10. 13

Nicht nur in der Politik, da aber ganz besonders offensichtlich, haben die Götter vor den Erfolg nicht nur den Schweiß, sondern ebenso eine (un)gehörige Portion Opportunismus gesetzt. Katrin Göring-Eckhardt mag die lateinische Redewendung per aspera ad astra („Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“) kennen, weiß natürlich auch, dass allein mit Frömmigkeit und guten Wünschen auf der politischen Bühne kein Staat zu machen ist. Die grüne Fraktion hat also nachvollziehbare Gründe, strategischer Sicherheit und Erfahrung den Vorzug zu geben gegenüber einer Kandidatin, die überzeugt und überzeugend für ökologische und ökonomische Inhalte steht. Kerstin Andreae ist bei der Kampfabstimmung somit leider sehr deutlich unter Wert geschlagen worden. Und, die Fraktion hat möglicherweise genauso deutlich einen Teil grünpolitischer Nachhaltigkeit, vielleicht sogar Identität, preisgegeben. MATTHIAS BARTSCH Lichtenau-Herbram

■ betr.: „Die Opportunistin hat gewonnen“, taz vom 9. 10. 13

Was heißt denn Opportunistin? Kerstin Andreae redet mit der Wirtschaft, Bosch, Porsche, Hewlett-Packard. Ja, sind denn nur die großen Unternehmen die „Wirtschaft“? Wer legt die Banken an die Kette, damit sie unsere Wirtschaft nicht ruinieren? Oder regelt sich das von allein mit der „invisible Hand“? Andreae zeige anders als Göring-Eckardt eine klare Orientierung. Sind die Kleinunternehmen nicht auch „Wirtschaft“? Sind die Arbeitskräfte nicht „Wirtschaft“? Die KonsumentInnen, sind sie nicht auch „Wirtschaft“? Wer ist denn da die Opportunistin? Einige bekannte Grüne sind in die Führungsetage großer Unternehmen eingezogen, Fischer hat sich von RWE einkaufen lassen, ist das die historische Aufgabe der Grünen?

ARNOLD VOSKAMP, Münster

■ betr.: „Die Opportunistin hat gewonnen“, taz.de v. 8. 10. 13

Wenn in einer Demokratie zwei Leute für ein Amt kandidieren, ist das keine „Kampfabstimmung“, sondern ein normaler Vorgang. Kerstin Andreae hat dem Wahlprogramm der Grünen zugestimmt, nur um direkt nach der Wahl genau zu wissen, was alles falsch war, und dass das Programm ein großer Fehler war. Wenn es um Opportunismus geht, wäre sie genauso Anwärterin auf eine Goldmedaille.

KGE ähnelt von der Art her der Kanzlerin, dessen Typ offensichtlich gefragt ist. Darüber kann man sich lange und bitter beklagen, oder man akzeptiert es, und zieht die Konsequenzen. So zu tun, als ob die Fraktion nur aus zwei Vorsitzenden besteht, und sonst niemandem, geht auch ein wenig an der Realität vorbei. SÖREN, taz.de

■ betr.: „Von null auf hundert in 48 Stunden“, taz vom 9. 10. 13

Sie übertreiben maßlos, wenn sie im letzten Satz von einem katastrophalen Wahlergebnis der Grünen schreiben. Schließlich war es für die Grünen das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte. Im Vergleich dazu waren besonders die Wahlergebnisse von SPD (zweitschlechtestes seit dem Krieg) und der FDP (schlechtestes jemals) viel katastrophaler. Die Journalisten machen gern den Fehler, Ergebnisse von Wahlen mit denen von Umfragen zu vergleichen. EIKE LENGEMANN, Kiel

■ betr.: „Der Toni und die KGE“,taz.de vom 8. 10. 13

Der Toni und die Karin. Ganze zwei Sätze über den Herrn Hofreiter, und gefühlte 1.000 Sätze über die Frau Göring-Eckardt. Traurig, traurig.

TADEUSZ KANTOR, taz.de