Der Kampf um New York

USA Das „Wall Street Journal“ attackiert die „New York Times“

Dass die Staatsanwaltschaft von Bergen County (New Jersey) einen speziellen Aufpasser für das von Streitigkeiten gelähmte Hackensack Police Department bestellt hat, wäre hier nicht der Rede Wert – wenn die Geschichte nicht im Wall Street Journal (WSJ) gestanden hätte. Am heutigen Montag startet das zu Rupert Murdochs News Corp.-Imperium gehörende WSJ die zweite Angriffswoche auf eine andere Institution des US-Journalismus – die New York Times (NYT).

Seit dem 26. April hat das WSJ einen eigenen Regionalteil für „Greater New York“. 35 Reporter „covern“ den neuen „Beat“ – bei der NYT sind dafür zwar doppelt so viele im Einsatz. Dennoch muss die NYT Murdochs Angriff sehr ernst nehmen, sagt Mike Hoyt, Chefredakteur der Columbia Journalism Review. Denn Murdoch unterbietet die NYT mit Anzeigen zum Dumpingpreis, der Rabatt beträgt bis zu 80 Prozent. Auch inhaltlich sei der Regionalangriff nicht chancenlos. Denn die NYT-Berichterstattung habe sich „mehr und mehr auf Zentral-New York zurückgezogen“, so Hoyt am Rande einer Journalistentagung der Zeitschrift Message in Leipzig: „Wenn in New Jersey ein Vulkan ausbräche, bekäme die NYT das wohl erst recht spät mit.“ Dafür werde sie immer mehr vom „New Yorker Blatt zur überregionalen Zeitung“. Denn überall dort, wo durch die US-Zeitungskrise einst gewichtige Regionaltitel verschwunden oder kaputtgespart seien, „fangen smarte Menschen an, die NYT zu kaufen“. Außerdem plant die NYT, in fünf Städten außerhalb New Yorks Regionalausgaben einzuführen.

Entschieden ist aber noch nichts – zumal die NYT nicht über die finanziellen Reserven Murdochs verfügt. Der dagegen könnte sich für längere Zeit leisten, was die Nachrichtenagentur AP schon den „letzten US-Zeitungskrieg“ nennt. Und hat zudem einen neuen Verbündeten: Starbucks, deren New Yorker Filialen bislang exklusiv nur die New York Times verkauften, bietet seit drei Wochen auch das Wall Street Journal an. STG