Die Kraft der Melancholie und Erinnerung

PREMIERE Wenig Szene, aber gute Unterhaltung: Das Theater präsentiert einen Leonard Cohen-Liederabend

Siegfried Maschek schafft mit wenig Mitteln große Intensität

Braucht‘s das? Also: dass sie im Theater Bremen ihren Hausregisseur darauf ansetzen, einen Leonard Cohen-Liederabend zu inszenieren? Natürlich nicht. Zumal ja auch Denis Fischer in Bremen schon Ähnliches auf die Bühne brachte. Die Idee ist also nicht so arg originell. Und der Abend hat uns im Grunde wenig zu sagen. Gute Unterhaltung ist „I‘m your man“ trotzdem.

Cohen geht immer, könnte man sagen. Im nächsten Jahr machen sie dann wohl Johnny Cash oder Bob Dylan. Und nicht an jedem Schauspieler ist ein guter Sänger verloren gegangen. Andererseits: Die Texte des kanadischen Liedermachers und Poeten mit all der wundervollen Melancholie und Sehnsucht, die ihnen innewohnt, haben theatrale Qualitäten. Zudem verbindet der eine und andere im Publikum mit dem Sänger allerlei persönliche Erinnerungen. Das zieht. Das Premierenpublikum ist zumindest begeistert. Mehr als von manch einem Theaterabend.

Die Inszenierung bewegt sich auf halber Strecke zwischen einem klassischen Konzert mit Mit-Wipp-Qualitäten und einer szenischen Darstellung. Wobei letztere – gerade hier! – noch etwas mehr Raum hätte einnehmen dürfen. Zumal die Cohen-InterpretInnen dort, wo es zwischendurch auf der Bühne mal richtig rockkonzertant krachen soll, bisweilen doch etwas steif vor ihrem Mikrofonständer verharren. An einer guten Band haben sie nicht gespart und auch nicht an SängerInnen – fast ein Dutzend Leute stehen da auf der dann schon wieder etwas kleinen, minimalistischen Bühne. Die sich wiederum in der Videoleinwand dahinter spiegelt, gepaart mit kurzen Fragen, die irgendwie aufnehmen, worum‘s geht. Ums Anbaggern etwa.

In den 14 Songs plus zwei Zugaben finden sich viele Facetten von Cohen wieder und er darf auch mal ironisch gebrochen werden. „Hallelujah“ spielen sie auch, aber erst am Ende, a capella, als Zugabe. Ihre Version ist gut. Brilliant aber ist „Like a Bird on a wire“ in der Interpretation von Siegfried W. Maschek, der dem Text mit wenigen Mitteln eine unglaubliche Intensität verleiht. Davon hätte es noch mehr geben dürfen.  MNZ

Wieder am 27. Oktober, 18.30 Uhr