Rückgriff auf frühere Zeiten

AUFERSTEHUNG Im Sendesaal erhält Bremen wieder eine Heimat für Neue Musik

Von einer Wiederauferstehung ist die Rede, und wenn man sich allein Anlass und Ort ansieht, dann dürfte das nicht falsch sein: Der Sendesaal – einst für seine Akustik weltweit gerühmtes Herzstück Radio Bremens – beherbergt wieder ein Festival für Neue Musik.

Die „Nova-Sendesaal Bremen – Tage für Neue Musik“ vom 12. bis 15. Mai sollen anknüpfen an jene legendären Pro Musica Nova-Tage, die der Sender seit 1960 alljährlich im Wechsel mit den Tagen alter Musik ausrichtete – und die Radio Bremen weltweit als Hort der Pflege zeitgenössischer Musik ins Bewusstsein rückten. 2001 waren beide Festivals eingespart worden.

Dass es jetzt die Sendesaal-Freunde sind, die zur Revitalisierung des einstigen Schmuckstücks beitragen, zeigt ein weiteres Mal, wie mit viel privatem Einsatz und trotz knappen Budgets ein Profil geschärft wird, das Radio Bremen seinerzeit aufgegeben hatte. Die Freunde des Sendesaals hatten nicht nur den Saal vor dem Abriss bewahrt, sondern betreiben ihn mit Erfolg als Veranstaltungs- und Produktionsort, der von Ensembles aus aller Welt gebucht wird. Und erst im November hatten sie die „Tage alter Musik“ mit ihrem Festival Musicadia wiederbelebt.

Es soll alles so sein wie früher, nur dass die Initiative weit weniger Geld zur Verfügung hat. Mit 37.000 Euro will und muss man auskommen, Radio Bremen unterstützt das Programm durch den Mitschnitt dreier Konzerte. Auftakt der Nova macht ein Orgelkonzert im Dom St. Petri, dessen früherer Organist Zsigmond Szathmáry in György Ligetis „Volumina“ jenes Werk spielen wird, dass bei der ersten Pro Musica Nova uraufgeführt wurde. Einen Rückgriff auf alte Zeiten macht auch die Pianistin Claudia Birkholz, die Konzerte für Spielzeug-Piano des Pro Musica Nova-Gründers Hans Otte uraufführt. Aus Freiburg kommt das Ensemble Recherche, aus Kanada Quatuor Bozzini – mit denen sich die Macher der Nova „am Puls der Zeit fühlen“. Fast wie damals, als die Impulse für Neue Musik von Bremen ausgingen. FEZ