Symbolträchtige Massenverhaftungen

Bei früheren Anschlägen wurden Ermittlungen nie abgeschlossen. Niemand wurde jemals rechtskräftig verurteilt

Verbindungen zu internatio-nalen Terrorgruppen werden energisch abgestritten

DAHAB taz ■ Die ägyptischen Behörden tappen im Hinblick auf die Hintergründe der Anschläge im Dunkeln. Stundenlang spekulierte das Innenministerium, ob es sich um Selbstmordattentäter oder Bomben mit Zeitzünder gehandelt hat. Die Indizien verdichteten sich im Laufe des Tages, dass Letzteres der Fall war. Es stellt sich die Frage, ob die neuerlichen Attentate mit zwei weiteren Anschlägen im Sinai im Zusammenhang stehen: in Scharm al-Scheich, nur eine Autostunde von Dahab entfernt, wo Juli 2005 über 60 Menschen von Autobomben getötet wurden; und im Oktober 2004, als im nördlichen Taba bei Anschlägen 34 Touristen, meist Israelis, ums Leben kamen.

In den beiden vorangegangen Fällen wurden tausende von Beduinen in den umliegenden Gebieten festgenommen, in der Hoffnung, die Helfershelfer der Anschläge ausfindig zu machen. Manche von ihnen befinden sich noch heute im Gefängnis. Die Regierung in Kairo glaubt unter den Beduinen jene zu finden, die es den Tätern immer wieder ermöglicht hatten, in der weiten Wüste unterzutauchen. Doch die Ermittlungen wurden nie erfolgreich abgeschlossen. Niemand wurde jemals für die ersten beiden Anschläge rechtskräftig verurteilt. Die Folge: wachsende Feindseligkeit zwischen Beduinen-Stämmen und ägyptischem Staat.

Am Nachmittag verlautete dann vage aus Sicherheitskreisen, eine lokale Gruppe, die seit zwei Jahren im Sinai operiert, soll für den Anschlag verantwortlich sein. Details wurden nicht veröffentlicht, Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen jedoch energisch abgestritten – ob aus Selbstschutz, um das Problem für den Tourismus nicht noch zu vergrößern, oder aufgrund wirklicher Erkenntnisse sei dahingestellt. Später meldete die Regierung die Festnahme von acht Verdächtigen.

Aber auch das gleicht einem Déjà-vu vorheriger Anschläge, als die ersten Verhafteten stets binnen wenigen Tagen freigelassen wurden, da sie eher aus polizeilichem Eifer als aufgrund ihrer Verwicklungen in die Attentate auffällig geworden waren.

Aber warum, fragt man sich, sollen die Täter ausgerechnet in dem kleinen Badeort Dahab abwarten, bis sie dort von der Polizei abgeholt werden?

KARIM EL-GAWHARY