Ein Kraftwerk als Skulptur

Erneut haben die Düsseldorfer Stadtwerke einen Künstler eingeladen, an ihrem neuen Verwaltungssitz in Flingern zu intervenieren. Mischa Kuball lässt jetzt das Kraftwerk strahlen

VON KATJA BEHRENS

Das Gas-Turbinen-Kraftwerk der Stadtwerke Düsseldorf ist ein etwas beängstigender Ort. Riesengroß und leblos ragen die düsteren Kühltürme empor. Nichts weist darauf hin, dass hier Gewichtiges geschieht. Nur ab und an wächst der Pilz aus Wasserdampf gen Himmel. Das Kraftwerk im Düsseldorfer Stadtteil Flingern produziert Strom, Wärme, Energie – versorgt die Menschen mit dem, was sie zum (bequemen) Leben brauchen. Doch was hier geschieht, geschieht weitgehend unsichtbar. Das soll sich nun ändern.

Das Medium, mit dem der 1959 geborene Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball arbeitet, ist das Licht. In musealen, profanen oder sakralen, in historischen und modernen Räumen – innen und außen – schafft er Situationen, die gleichermaßen formalästhetisch wie konzeptuell funktionieren – und sowohl aktuell politisch wie auch historisch sein können. Eines der beeindruckenden Beispiele und der neuen Arbeit „pacemaker“ in Düsseldorf nicht unähnlich, war die Illumination der Synagoge in Pulheim-Stommeln 1994. Hier strahlte aus den Fenstern des ehemaligen jüdischen Bethauses gleißendes Licht und entfaltete eine erbarmungslos aufklärerische Helle. Obschon dieser Intervention eine ganz andere Konzeption zugrunde lag, wurde auch hier die bauliche wie soziale Umgebung einbezogen.

Nun ist Mischa Kuball – nach dem kubanischen Bildhauer Jorge Parde, nach Daniel Buren, Andreas Gursky und den Studenten aus der Klasse von Thomas Ruff – von den Stadtwerken eingeladen, ihren Bau durch Kunst im städtischen Raum kulturell zu verankern. Die Stadtwerke haben Verwaltungssitz und Produktion zusammengelegt. Neue urbane Räume sind entstanden, schmale Zonen, welche die Menschen sich nun erst wieder aneignen müssen. Mit künstlerischer Geste in den städtischen Raum hinein zu wirken war für den Künstler Grund, diese Einladung anzunehmen.

Zwischen dem Eingang des Bürgerparks und dem Energiezentrum pulsiert nun eine zwölf Meter hohe Lichtsteele, in der weißes Licht in gleichmäßig aufsteigenden Stößen Energieströme sichtbar werden lässt. Der Zylinder der Metalldampflampe wird von einem computergesteuerten Motor angetrieben, der ihn immer wieder vor eine Linse schiebt. Auch wenn dieser Mechanismus nichts mit der tatsächlichen Stromerzeugung zu tun hat, kann der pulsierende Turm doch die Vorstellung von energetischem Geschehen fördern. Das als öffentlicher Raum unzugängliche Kraftwerk wird in der Visualisierung seiner Funktion zur Skulptur.

Nach Einbruch der Dunkelheit: Park neben der Turbinenhalle, Höherweg 100