Tschernobyl in Bremen

Protestkundgebung und Gedenkveranstaltungen in der Innenstadt erinnern an Reaktorkatastrophe

Mit einer Informationsveranstaltung im Kapitel 8 und mit einer Plakataktion wurde in Bremen am 20. Jahrestag des Unglücks an die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erinnert. Während Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood gestern ein Transparent vor der Fassade des Rathauses enthüllt haben, diskutierten die Gäste der Abendveranstaltung mit dem Zeitzeugen Peter Willers. Zum Abschluss der Gedenkwoche hält der Kernphysiker Wassilij Nesterenko in der Kirche Unser Lieben Frauen am Freitag einen Vortrag.

Unter dem Motto „Abschalten statt Atome spalten“ trommelten Demonstranten verschiedener Umweltorganisationen gestern Vormittag auf dem Markt für das Aus der Kernenergie. Am vorherigen Sternmarsch in die City hatten sich mehrere hundert Atomkraftgegner beteiligt. Der einzig zuverlässige Schutz vor einem Reaktorunfall wie in Tschernobyl sei der zügige Ausbau risikoarmer und erneuerbarer Energien, sagte Robin-Wood-Energiereferentin Bettina Dannheim. „Vertuschen, verharmlosen, verleugnen“, das sei „die Devise der Internationalen Atomenergie-Agentur auch 20 Jahre nach Tschernobyl“. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer gehen weit auseinander. Die Internationale Atomenergiebehörde ordnet rund 50 Todesfälle direkt der Strahlung zu. Unabhängige Experten sprechen von bisher 30.000 Strahlentoten.

Auch darüber wird am Freitag Wassilij Nesterenko referieren: Nesterenko, 1986 Direktor des UdSSR-Instituts für Kernenergie, hatte unmittelbar nach der Katastrophe begonnen, sich um die Opfer zu kümmern. Für sein bis heute nicht abgerissenes Engagement erhielt er 2005 den Bremer Friedenspreis. epd/taz

Vortrag Wassilij Nesterenko: Freitag, 20 Uhr, Unser Lieben Frauen