Das Abseitige des Fußballs

Dass sich Fußball nicht nur um den Ball allein dreht, lässt sich in der Fotoausstellung „Fußball-Abseits“ lernen, die nun im Altonaer Museum zu sehen ist

Altonaer Museum, bis zum 16. Juli. Eintritt: 6 €, ermäßigt 3,50 €.

Fußball dreht sich bekanntlich um den Lederball. Die Kunst, schon immer Anwalt des Abwegigen, will das natürlich anders sehen. Und so erkundet die Ausstellung „Fußball-Abseits“, die seit dem 27. April Fußballbegeisterte ins Altonaer Museum locken will, das Abseitige des Spiels mit dem runden Leder.

Zu sehen sind die Werke von fünf FotografInnen: Bilder von Kindern auf der Bank, die sich die Schuhe schnüren; Bilder von Fußballstadien nach geschlagener Schlacht, die der Poesie von Plastikbechern auf dem Platz nachspüren; Bilder von kommenden Plätzen: von der peniblen Kunstrasenzucht mit Lupe und Schere, und schließlich: Bilder von vergessenen Plätzen. Ein Tor vor dem weiten Horizont einer leeren Landschaft – und unermesslich leer und weit auch das Tor selbst. Da fragt man sich, wie dieses Spiel, Fußball, überhaupt möglich ist, wie ein Einzelner diese Leere füllen, sie „hüten“ kann. Es dämmert. Schatten fallen, und man meint, den Wind klirren zu hören im kahlen Geäst. Ende des Spiels. Für immer.

Eine größere Ferne zur Weltmeisterschaft ist derzeit nirgends. Hier glückt der Kunst ihr Spagat zwischen Distanz und Mandat, zwischen zeigen wollen und entrücken, was sich leider von dem Rest der Ausstellung kaum sagen lässt. Von einer „unorthodoxen Perspektive“, wie es im Begleittext heißt, kann erst recht keine Rede sein. Hat jemals einer von uns die „reine Spielfreude“, „den unbändigen Spaß“ des Amateurfußballs vergessen, dass er uns jetzt – in einem ebenso dramatischen wie nostalgischen Schwarz-Weiß aufbereitet – in Erinnerung gerufen werden müsste? Oder die leeren Ränge, der Rasen, bedeckt mit der Hinterlassenschaft der Massen? Gut. Nur ist die Vorliebe für Müll in der Kunst so alt wie die künstlerische Moderne selbst.

So kommen Bilder zustande, die zwar schön anzusehen sind. Nachdenklich stimmen sie uns aber nicht. Aber müssen sie das denn? Als Kunst betrachtet schon. Als Reportagefotografie nicht. Da reicht es, dran zu bleiben. Am Ball. Wo auch immer der rollt.Maximilian Probst