Atom-Comeback
: Ausstieg aus dem Ausstieg

Es ist ein Affront: Als Beitrag zum zwanzigsten Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl, die Zehntausende das Leben kostete, kündigt Vattenfall an, vielleicht ein neues Atomkraftwerk bauen zu wollen. Doch abgesehen vom Zeitpunkt kommt die Ankündigung nicht wirklich überraschend. Die Erosion des Ausstiegskonsenses zwischen der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung und der Energiewirtschaft hat längst begonnen. Die unverbindliche Vattenfall-Ankündigung ist ein Testballon, der erwartet werden konnte.

Kommentarvon Marco Carini

Auch wenn Rot-Grün Illusionen erweckte: Der Energiekonsens war nie mehr als ein Stillhalteabkommen auf Zeit. Ein Vertrag, dessen Haltbarkeitsdatum mit Abtritt der Anti-Atom-Koalition ablaufen würde. Dass CDU und Stromkonzerne nun an der Renaissance der Kernkraft basteln, ist ein Angriff auf den Atomkonsens und logische Folge zugleich.

Bisher schreckten vor allem die hohen Kosten die Energieriesen von waghalsigen Neubauplänen ab – ein Argument, das infolge der hohen Strompreise inzwischen in den Hintergrund getreten ist.

Den Atomkraftgegnern bleiben zwei Hebel: Auf der Straße beweisen, dass diese Risiko-Technologie in Deutschland nicht mehrheitsfähig ist, und mit einem Anbieterwechsel den Energieunternehmen die rote Karte zeigen, die den Ausstieg aus dem Ausstieg aktiv betreiben.