DOROTHEA HAHN IM US-GEFANGENENLAGER (4 UND SCHLUSS)
: Ein Internetabonnement für 100 Dollar

Für Leute, deren Handy-Verträge vom Embargo gegen Kuba betroffen sind, gibt es keine Alternative

Heute läuft das teuerste Internetabonnement aus, das ich je hatte. Es kostete 100 Dollar, hatte eine Laufzeit von einer Woche, war mehrfach durch lange Ausfallzeiten blockiert und beinhaltete nicht einmal die Möglichkeit, auch ein Telefon nach außen zu benutzen.

Das Unternehmen SCSI, das mich solcherart abgezockt hat, ist ein „Contractor“ der US-Armee. Es verfügt über das Monopol für Telefonieren und Internet auf dem Stützpunkt in Guantanamo Bay. Für Leute, die aus den USA kommen, und deren Handy-Verträge vom antikubanischen Embargo betroffen sind, gibt es keine Alternative.

Die Kosten sind eine zusätzliche Schikane für die Berichterstattung aus der weitab jeder zivilen Kontrolle gelegenen Militärbasis. Die 2.000 Mitglieder der „Joint-Task-Force“, die dort ihre Arbeit erledigen und anonym und nur mit einer Nummer auf der linken Brustseite ihrer Uniform auftreten, bleiben allein mit ihren Gefangenen und ihren Militärkommissionen.

Zumindest in der US-Öffentlichkeit hat diese Isolation dazu geführt, dass Guantánamo nur selten in die Schlagzeilen kam. Die Misshandlungen in dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib – und die Bilder, die US-Soldaten davon gemacht haben – lösten weit mehr Empörung aus als der Umgang mit den rund 700 Männern, die aus aller Welt nach Guantanamo Bay verschleppt worden sind. Und als Präsident Obama sein bislang nicht eingehaltenes Versprechen machte, Guantánamo bis zum vergangenen Januar zu schließen, stieß das im Ausland auf größere Erleichterung als zu Hause.

Obwohl ich weder die Hochsicherheitstrakte von Camp VII noch die Grenzanlagen oder andere Einrichtungen gesehen habe, die in der US-Armee als besonders sensibel gelten, hat mich der Besuch in Guantanamo Bay deprimiert. Daran ändert auch das Schnorcheln in der Karibik nichts, das unsere Presseoffiziere am Sonntag für uns organisiert haben.