USA sehen Topterroristen in der Defensive

Bush-Regierung interpretiert al-Sarkawis Botschaft als Reaktion auf die Bildung einer legitimen Regierung im Irak

Al-Qaida will den politischen Prozess im Irak mit allen Mitteln unterminieren

WASHINGTON taz ■ Die Echtheit des Videos, das den irakischen Al-Qaida-Chef Mussab al-Sarkawi zeigt, wird von den US-Behörden nicht infrage gestellt. „Gegenwärtig haben wir keinen Grund, an der Authentizität zu zweifeln“, sagte Militärsprecher Brigadier Rudy Wright gestern in Bagdad.

Das Video des Al-Qaida-Frontmanns im Irak wurde nur Stunden bevor Pentagonchef Donald Rumsfeld und Außenministerin Condoleezza Rice zu überraschenden Besuchen in Bagdad eintrafen, am Dienstagabend ins Internet gestellt. Rumsfeld und Rice waren in den Irak geflogen um, so die offizielle Erklärung, der neuen irakischen Führung ihre Unterstützung zu signalisieren.

Kurz nach ihrer Ankunft sagte Condoleezza Rice gegenüber der Presse, dass „al-Sarkawi sehr wohl weiß, dass diese neue Regierung repräsentativ ist für den breiten Willen des irakischen Volkes“. Auf ihre Reaktion zum Video angesprochen, sagte sie: „Die Antwort darauf ist, dass sich hier eine Regierung gebildet hat und eine nationale Einheit, trotz der Drohungen und der Gewalt.“ Amerika sehe die Bildung einer Koalition aus Schiiten, Sunniten und Kurden als einzige Chance, die sunnitische Unterstützung für die Rebellen zu beenden und so die US-Streitkräfte zu entlasten.

Auch das US-Militär interpretierte die Botschaft zunächst als eine direkte Reaktion al-Sarkawis auf die Formierung einer legitimen Regierung im Irak. „Das ist ein Prozess, den Al-Qaida mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterminieren will“, hieß es aus dem Pentagon. Denn nichts fürchte die Terrororganisation mehr als eine Regierung, die wirklich den Willen des irakischen Volkes widerspiegele. „Al-Sarkawi, die Terroristen und die Kriminellen, die er anführt, sind die wahren Feinde des Irak“, meinte ein Sprecher.

Das Foto des meistgesuchten Mannes im Irak hängt an allen amerikanischen und irakischen Checkpoints. Eines der größten Probleme des US-Geheimdienste ist seit Beginn der Aufstände die Unterwanderung der Terrorzellen. Bislang haben verschiedene US-Terrorexperten zugegeben, dass sie nur wenig Einblicke in die internen Welten der Aufständischen und ihrer Organisation haben.

ADRIENNE WOLTERSDORF