Die Kelly-Strauß-Allee

Bonn vereinigt die CSU mit einer Ur-Grünen: Franz-Josef Strauß muss Teil seiner Straße an Petra Kelly abtreten

Der Tod bringt CSU-Chef Franz-Josef Strauß und die Grünen-Mitbegründerin Petra Kelly unfreiwillig zusammen – die verstorbenen Polit-Ikonen müssen sich im Bonner Regierungsviertel demnächst eine Straße teilen. Die Hälfte der bereits existierenden Franz-Josef-Strauß-Allee entlang des Rheinauenparks wird in Petra Kelly-Allee umbenannt.

„Kelly bekommt sogar den repräsentativeren Teil“, freut sich Hartwig Lohmeyer, Sprecher der Grünen im Stadtbezirk Altbonn. In der zukünftigen Petra-Kelly-Allee steht unter anderem das ehemalige Verkehrs- und das Postministerium. Am Dienstag hatte die grüne Bezirksfraktion zusammen mit der FDP, der SPD und dem Bürgerbund für die Umwidmung gestimmt. Nur die CDU konnte sich nicht dazu durchringen, der grünen „Radikaldemokratin“ so viel historischen Platz einzuräumen: Drei Abgeordnete stimmten dagegen, vier enthielten sich.

Dabei zweifelte die CDU nicht an Kellys Relevanz für die Bonner Republik: „Sie war eine Frau, die ihre Ziele so kompromisslos durchsetzen wollte, dass sie andere Meinungen neben ihrer nur schwer gelten ließ“, begründete Bezirksvertreter Harald Wendlberger die Ablehnung. Außerdem hätten sich Kellys Forderungen im Rückblick vielfach „als falsch erwiesen“ – die Trägerin des alternativen Nobelpreises von 1982 sei zu Unrecht gegen die Stationierung von Raketen in Deutschland oder die Abschaffung der NATO gewesen, so Wendlberger.

Die Unionsfraktion schlug stattdessen Johannes Rau vor – davon ließ sich aber wohl nicht einmal die SPD irritieren, sagt Grünen-Sprecher Lohmeyer: „Kelly steht schon seit 1994 auf der Bonner Namensgebungsliste“ – zwei Jahre zuvor wurde die umstrittene Politikerin im Schlaf von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian erschossen, der sich anschließend selbst das Leben nahm. Außerdem herrsche bei den meisten Stadtpolitikern der Konsens, „dass mehr Straßen nach Frauen benannt werden sollten“.

Die Straßenumbenennung muss kommenden Monat noch vom Hauptausschuss des Bonner Stadtrats abgesegnet werden – das sei aber laut den Grünen nur noch eine Formsache. Strauß wird mit Kelly nicht alleingelassen: Die Petra-Kelly-Allee wird künftig auch in direkter Nachbarschaft zu den Altkanzlern Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und dem französischen Staatschef Charles de Gaulle zu finden sein. NATALIE WIESMANN