„MEGA-TITTEN“, „MEGA-TITTEN WISSEN“, „MEGA-TITTEN EPOCHE“
: Diese Kolumne ist eine „Top Kolumne“!

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SILKE BURMESTER

Hallo taz-Medienredaktion!

Habe ich doch bislang von einem Schauplatz des Siechtums berichten müssen, besinnen sich die Angeschlagenen der Tatsache, dass mit Jammern noch kein Krieg gewonnen wurde, und gehen in die Offensive. Der Bauer-Verlag hat vor Gericht sein Ansinnen durchsetzen können, eine goldglänzende Plakette mit der Bezeichnung „Top 100 Titel“ auf den Heften abdrucken zu können, die sich laut IVW im Einzelverkauf besonders gut machen. Der Deutsche Pressevertrieb, die Vertriebstochter von Gruner & Jahr, ein Verlag, dessen Hefte sich früher auch mal gut verkauften, hatte dagegen eine einstweilige Verfügung erwirkt. Und auch Burda und die WAZ-Gruppe sind diesen Montag mit dem gleichen Vorhaben gescheitert. Also, ich finde die Idee super. Soll der Leser doch gleich sehen, was viel gekauft wird. Also gut ist. TV Movie. Bravo. Mega-Titten. Mega-Titten XXL. Mega-Titten Wissen. Mega-Titten Epoche. Und ich will natürlich auch so eine Plakette. Aber nix mit Titten. „Top Kolumne“ soll da stehen. Gleich neben meinem Foto. Ist auch echt die beste Kolumne, die ich kenne.

Das denken wohl auch die Schreiber von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und haben nach letzter Woche, als es darum ging, dass die FAS die Anti-Atom-Kette ignoriert hatte und der Verantwortliche nur zu einen Gespräch darüber bereit war, wenn ich ihm neben den Zitaten auch die indirekte Rede vor Abdruck vorlegen würde, noch mal nachgelegt. In etwas, das wohl originell sein soll, ist von „panisch bis geht so verängstigten Teilnehmern“ die Rede und der „üblichen Kinderinstrumentalisierung“. „… [B]ei einer sogenannten Anti-Atom-Demonstration“ nahmen „immerhin etwa 79.880.000 Bundesbürger nicht teil“, schreibt die Zeitung, die von etwa 79.656.123 Bundesbürgern nicht gekauft wird. Das sind immerhin 1.165.741 mehr Nichtkäufer, als die Bild am Sonntag zählt. Das muss man erst mal schaffen. Reaktionärer zu sein und trotzdem nicht gekauft zu werden.

Ähnliches gelingt allenfalls dem ZDF, das im April in Sachen Marktanteil nur noch 3 Prozentpunkte vor RTL II liegt und wohl das schlechteste Ergebnis aller Zeiten zu verbuchen hat. „Das junge Publikum ist unsere größte Baustelle“, hat Intendant Marcus Schächter dem Journalist gesagt. „Es besteht die Gefahr eines Generationsabrisses.“ Man fragt sich, von welcher „Gefahr“ der Mann spricht, wenn ein Kollege auf die Auskunft, er sei Redakteur beim ZDF, zwei Teens die Frage beantworten muss, ob dies ein Fernsehsender sei.

Aber auch andere Medienhäuser machen durch Zahlen auf sich aufmerksam. Die taz zum Beispiel. 1.842,83 Euro seien innerhalb einer Woche zusammengekommen, nachdem die Zeitung ihre Leser aufgefordert hatte, fürs Onlinelesen zu bezahlen, sofern ihnen das, was sie lesen, gefällt. Nun weiß ich, liebe Leser, dass den meisten von Ihnen das, was ich schreibe, prima gefällt. Jedenfalls solange Sie nicht darin vorkommen. Was liegt also näher, als einen kleinen Obolus für meine Top Kolumne zu überweisen? Würden Sie ja – ich weiß! Nur Sie können die Kolumne online nicht finden. Ja, mit der Achtung und Anerkennung ist das bei der taz so eine Sache. In der Endrunde um die Nominierung für den Henri-Nannen-Preis? Egal! Leserbindung? Drauf geschissen! Also scheißen wir jetzt mal auf die taz, und ich gebe Ihnen meine Bankverbindung, damit Sie im Sinne der taz „ Für unabhängigen Journalismus“ und den Fortbestand dieser Top Kolumne handeln können: Commerzbank Reinbek, BLZ 200 40 000, Kontonummer: 26 591 75. Ich freu mich! Und damit bis zum nächsten Mal und zurück nach Berlin.