Bananenflankengötter in der Wortspielhölle

Der Beginn der Fußballweltmeisterschaft rückt näher, und schon ereignen sich seltsame Dinge. Einige erste WM-Splitter

„Eigentlich sollten es keine Polizeifestspiele werden“, sagt Bayerns Innenminister Günther Beckstein. Doch seitdem bekannt wurde, dass Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad, ein bekennender Fußballfan, zum Gruppenspiel Uran … – pardon, Iran gegen Mexiko am 11. Juni nach Nürnberg kommen will, stehen in Bayern rund um die Uhr 400.000 Polizisten bereit, 5.000 neue Einsatzfahrzeuge wurden angeschafft und der Polizeietat wurde um 160 Millionen Euro aufgestockt. Islamistisch angereicherte Hooligans, die das Frankenstadion koranös kontaminieren wollen, sollen bereits bei der Einreise an der Landesgrenze mittels einer Zauselbartkontrolle herausgefiltert werden. Doch wie mit dem obersten „Problemfan“ verfahren? Beckstein hatte die Eingebung: Da der Präsident des Iran auch bekennender Uranfan ist, wird Ahmadinedschad in einem von Jubelpersern eskortierten Castorbehälter zum Spielort transportiert.

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In der Gruppe E spielt am 12. Juni Tschechien gegen USA. Das große Kräftemessen zwischen altem Europa und Neuer Welt könnte den schon lange gärenden Bierkrieg zwischen dem original Budweiser aus dem tschechischen Budějovice und der gleichnamigen Plempe aus den Sudkesseln des Fifa-Sponsors Anheuser-Busch entscheiden. Die Fußballverbände der beiden Nationen haben sich im Vorfeld der Weltmeisterschaft darauf verständigt, zum direkten Vergleich in Gelsenkirchen nicht die Nationalteams, sondern die Werksmannschaften der beiden Brauereien aus Budějovice und St. Louis gegeneinander antreten zu lassen – im Wettsaufen.

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Bier und Fußball – das alte Thema hat den englischen Fußballverband zu einer unkonventionellen WM-Vorbereitung inspiriert. Nach einer ausgiebigen Sitzung im Red Lions Inn wurde beschlossen, das Trainingslager der Nationalmannschaft in Newcastle aufzuschlagen. John Hughes, Braumeister der Brauerei, die das legendäre Newcastle Brown Ale herstellt, hat anlässlich der Weltmeisterschaft ein besonders würziges „Trainings“-Lager gebraut, dem sich die englischen Spieler offenbar schon jetzt mit großer Hingabe unterziehen. Auch der Teamchef ist begeistert: „Einen solchen Trainingsfleiß habe ich bislang noch nie bei meinen Jungs erlebt.“

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Alexandre Guimaraes, der Nationaltrainer Costa Ricas, sitzt im altehrwürdigen Heidelberger „Café Bäumler“ und blättert in der Bild-Zeitung. Plötzlich stöhnt er auf und rauft sich die pechschwarzen Haare. Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck wirft er das Blatt auf die Eckbank. „Costa Rica mit Bananen-Abwehr“, lautet die Schlagzeile. „Ich kann es nicht mehr hören“, bekennt der frühere Nationalspieler, der nach seiner aktiven Laufbahn in Freiburg Deutsch gelernt hat und die Sprache Goethes wohl besser beherrscht als mancher Boulevard-Schreiber. „Ich werde Titelschutz beantragen für alle Wortspiele, die unser kleines mittelamerikanisches Land durch den Kakao ziehen. Wir haben weit mehr zu bieten als Bananen und Kaffee.“ Journalisten, aufgepasst: Wer Schlagzeilen oder Formulierungen wie „Costa Rica baut auf Bananenflanken“ oder „Bananenflankengötter aus der Schweiz Mittelamerikas“ in Umlauf bringt, wird mit lebenslanger Metaphernsperre und Arrest in der Wortspielhölle nicht unter drei Jahren belegt. „Ist doch auch wahr“, meint der sympathische Coach. „Die Deutschen sollen lieber aufpassen, dass sie im Eröffnungsspiel nicht auf unseren Bananenschalen ausrutschen!“ Spricht’s und bestellt sich prompt einen – Banana-Split. RÜDIGER KIND