„Wir machen derbe Sachen“

VARIETÉ Die Schaulust feiert ihre Neueröffnung nach der Renovierung mit dem vierten Salon Puschel

■ 43, ist Komikerin und Sängerin, arbeitet im Schaulust-Team und moderiert als „Erika“ den Salon Puschel.

taz: Frau Baumann, der Salon Puschel ist angekündigt als Freakshow – ein Begriff mit problematischer Geschichte.

Uli Baumann: Wir stellen natürlich keine Menschen aus, sondern wollen die Künstler ermuntern, sich auf ein Experiment mit der Norm einzulassen. Unterschiedlichste Künstler machen die verrücktesten Sachen – kein braves Kulturprogramm.

Was meinen Sie damit?

Andere Varietéprogramme, mit denen ich ja auch seit 25 Jahren arbeite, machen ihre einzelnen Nummern und bei uns ist alles ein großes Chaos, in dem die Künstler Sachen machen, mit denen sie anderswo nicht anzukommen bräuchten. Diese Abende sind Experimente, die nicht bis ins letzte Detail durchgeplant wurden. Es ist immer ein Risiko, so derbe Sachen zu machen.

War es denn schon mal jemandem zu derbe?

Wir hatten schon Künstlerinnen in sehr anzüglichen Posen auf der Bühne, direkt danach ein Haydnquartett. Es gibt immer Nummern, bei denen Zuschauer die Stirn runzeln, aber oft sind das auch genau die, von denen andere total begeistert sind.

Und darum wird kontrovers gestritten?

Nein, natürlich nicht. Wir machen in erster Linie Unterhaltung und kein Politprogramm mit einer Message. Wir wollen zeigen, was in Bremen alles möglich ist und dass die Stadt voller toller Sachen ist, die man sonst nicht zu sehen bekommt.

Die Künstler kriegen kein Geld und zahlen zum Teil sogar Miete. Warum machen die das?

Manche touren mit großen Programmen durch Deutschland und kommen zu uns, weil hier andere Sachen umsetzbar sind. Wir sind auch eine Kontaktbörse, von der die Künstler profitieren. Interview: JAN-PAUL KOOPMANN

Varieté Salon Puschel: 20 Uhr, Schaulust im Güterbahnhof