Soundtrack der Lebenskrise

ERFOLGSGEHEIMNIS In den Konzerten Gisbert zu Knyphausens summt das Publikumsolidarisch und ergeben mit

Ein Sonntagabend auf Kampnagel, die Sitzreihen im Saal des Hamburger Theaters sind ausverkauft. Auf der Bühne steht Gisbert zu Knyphausen samt Band und zupft auf der Gitarre die ersten Klänge seines neuen Songs „Hey“. Das Publikum raunt, einige johlen. Anderthalb Stunden später trampeln mehr als 800 Zuhörer mit den Füßen.

Bis vor drei Jahren war Gisbert zu Knyphausen ein Geheimtipp. Seine Demo-CD verbreitete sich unter der Hand und im Internet. Seitdem ersingt sich der Wahlhamburger mit nachdenklich-vertrackten Liedern, holprigem Gitarrenspiel und kauzigem Auftreten eine wachsende Anhängerschaft. Das Publikum versammelt sich auf seinen Konzerten in seltsam solidarischer Ergebenheit, summt mit und denkt „Ja, ja!“, wenn Knyphausen kurz vorher „Ja, ja“ oder „Du fängst erst gar nichts an, denn es ist so gemütlich und sicher auf deiner Insel voller Leid“ gesungen hat.

Sein neues Album „Hurra! Hurra! So nicht.“ überrascht gleich zu Beginn mit einem Gitarrenbrett. Insgesamt hat Knyphausen seiner Band in den elf Stücken mehr Spielraum gegeben. „Hurra! Hurra! So nicht.“ ist ein schönes Album für alle, die Großstadtmelancholie mögen oder derzeit auf der Suche nach einem passenden Lebenskrisensoundtrack sind. EUL