Hardt Rock iz a laifschteil

Die mittlerweile zum Duo geschrumpften norwegischen Space-Rocker Motorpsycho präsentieren am Dienstag in der Fabrik ihr elftes Studioalbum „Black Hole/Black Canvas“ – und beweisen, dass man auch zu zweit schwer rocken kann

Dienstag, 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36

Im Herbst 1989 gründen der Sänger und Bassist Bent Sæther, der Gitarrist „Snah“ Ryan und der Drummer „Killer“ Jensen im beschaulichen Industriestädtchen Trondheim an der norwegischen Westküste die Band „Motorpsycho“ – wie „Mudhoney“ und „Faster Pussycat“ benannt nach einem Film von Russ Meyer. 1991 erscheint nach einem Demotape und einem Sampler-Beitrag mit „Lobotomizer“ das erste Album der Band – eine wüste Mischung aus Hard Rock und Metal mit ersten Prog-Rock-Einflüssen und „Supersonic Scientism“-Experimenten. Kurz darauf verlässt „Killer“ die Band und wird durch Håkon Gebhardt ersetzt: Das so entstandene Trio bildet bis zum letzten Jahr den festen Kern der Band.

Zwei Jahre später heimsen „Motorpsycho“ mit ihrem dritten Album die ersten begeisterten Rezensionen ein. „Demon Box“ wird von der norwegischen Presse zum besten Rock-Album des Jahres gewählt und für den Grammy nominiert. Von nun an tourt die Band unermüdlich durch die Benelux-Länder, Deutschland und Italien und erspielt sich mit eindrucksvollen Liveauftritten – „Motorpsycho“ spielen jedes Konzert eine andere Setlist – eine der treuesten Fangemeinden der Rock-Geschichte. Wer einmal mit einem waschechten Motorpsychologen gesprochen hat, weiß, was Commitment bedeutet.

In den darauf folgenden Jahren entwickeln sich die Trondheimer zu wahren Superstars. Etliche Singles, EPs, Studio- und Live-Alben werden veröffentlicht und vermittels des eigens zur Verbreitung motorpsychologischer Klangerzeugnisse gegründeten – übrigens in Hamburg ansässigen – Labels „Stickman Records“ in der Welt außerhalb Norwegens vertrieben. Insbesondere die Indierock-lastigen Alben „Blissard“ und „Angels And Daemons At Play“ spielen sich in die Herzen der Fans und festigen den Kult-Status der Band. Silvester 1999 schließlich spielt der norwegische Rock-Radiosender „P3“ den Song „Vortex Surfer“ 24 Stunden nonstop als besten norwegischen Song des letzten Jahrtausends – „Final Countdown“ von „Europe“ wird auf den zweiten Platz verwiesen.

Letztes Jahr kommt dann die Hiobsbotschaft für alle Motorpsychologen: Håkon Gebhardt verkündet nach 14 Jahren seinen Ausstieg aus der Band – unter anderem aufgrund einer Tinnitus-Erkrankung und um sich mehr auf sein Bluegrass-Trash-Projekt „HGH“ zu konzentieren. Bent und „Snah“ indes lassen sich dadurch nicht beirren und melden sich Ende des letzten Jahres mit dem mittlerweile elften Studioalbum „Black Hole/Black Canvas“ zurück – das dritte Doppelalbum der Bandgeschichte mit 17 Songs in klassischer Rockinstrumentierung, mit dem die 2001 begonnene „Pop-Phase“ beendet und die Sorgen um ein endgültiges Ende der Band in 80 Minuten eindrucksvoll vertrieben werden.

Davon, dass „Motorpsycho“ auch live immer noch quicklebendig und ein unvergleichliches Erlebnis sind, können sich die letzten Zweifler nun am Dienstag in der Fabrik überzeugen. ROBERT MATTHIES