urdrues wahre kolumne
: Heraus zum Roten Mai!

Vermutlich war es nur der Zufall des Layouts, der in diesen Tagen den obskuren VW-Manager Bernd Pischetsrieder und die niedersächsische Zuchtstute Röschen von der Leyen auf diversen Zeitungstiteln in Porträtfotos nebeneinander führte, aber spontan wurde mir klar, dass dieses Gespann die Chance hätte, zum entlarvenden Traumpaar für alle zu avancieren, die dem Führungspersonal dieser Gesellschaft ohnehin in tiefstem Misstrauen verbunden sind. Welche weiße Hexe aus dem LeserInnenkreise dieses Blattes könnte da mit einigem Liebeszauber nachhelfen?

Als einigermaßen gehässig empfinde ich es, dass mir ein Stammbesucher meiner Lesungen jetzt als angeblich lustiges Fundstück ein Angebot des Hamburger Gesprächskreises Ästhetische Chirurgie zukommen ließ, der für seine August-Tagung in der Klink Falkenried nach Probanden für die öffentliche Exekution von Brustoperatiolnen, Nasenkorrekturen und Fettabsaugungen sucht. Kein Wort aber in dieser Offerte davon, wie viel man mir für die vorsichtig geschätzten 30 Liter Fett zahlen würde, wo doch die Tim-Mälzer-Zielgruppe nicht einmal beim Literpreis von 50 Euro für hochwertiges Olivenöl zusammenzuckt. Aber nun gut – wer sich etwas Charakter in die blasierte Hackfresse mogeln lassen will: Anfragen dazu unter 040/279 53 26 in der Ordination von Dr. Mabuse!

Natürlich verzehre auch ich mich wie jedes vernunftbegabte Menschenkind am Vorvortag des 1. Mai sehnsüchtig nach dem Morgenrot der kommunistischen Anarchie, doch in der kurzen Zeit bis dahin halte ich die konstitutionelle Monarchie für die beste aller Herrschaftsformen: Während die Kanzlerinnen und Präsidenten dieser Welt ihrem Volk immer nur bis zum nächsten Wahltag schmeicheln, denken Fürsten und Könige in Generationen und ringen daher immerdar um unsere Liebe. Und insofern muss ich die despektierlichen Anmerkungen in der taz nord von gestern zurückweisen zu „Geschichten“, die sich angeblich um unseren geliebten Landesvater Ernst August von Hannover ranken und ihm damit das Recht auf Bewaffnung durch historische Faustfeuerwaffen absprechen. Ob er nun seinen Unmut über das türkische Regime durch Abschlagen seines erlauchten Harns am EXPO-Pavillon zum Ausdruck brachte, als letzter Ritter seine Liebste vor den Zudringlichkeiten geldgeiler Paparazzi mit dem Schirm in der Hand schützte, BILD-Redakteure mit pointierten Worten attackierte oder die kenianische Bevölkerung, ruhesuchende Touristen und nicht zuletzt die lärmverstörte Fauna am Strand von Lamu eigenhändig gegen den Watt-Terror eines österreichischen Diskotheken-Strizzi verteidigte – stets stand und steht Ernst August vorbildlich und beispielhaft auf der Seite der Ethik und des gestirnten Himmels über uns …

Auch wenn ich in erster Linie Fan der Teams von Werder Bremen, Pauli und SC Rinteln bin, appelliere ich an dieser Stelle doch nachdrücklich an den legendären Berufsringer Franz van Buyten vom Heiliggeistfeld, seinen Sohn Daniel eindringlich zu ermahnen, nicht länger mit dem vom Bussibussi-Umfeld verseuchten FC Bayern München rumzuflirten: Wenn er sich schon nicht für die Jungs vom Millerntor oder die aus dem Weserstadion schlagen will, so doch wenigstens bei uns Uwe seinem alten Verein.

Denn wer im Stich lässt seinesgleichen/der lässt doch nur sich selbst im Stich, singt gern mit Euch gemeinsam

Ulrich „Redsox“ Reineking