berliner szenen Fragen nach dem Weg

Cultural Beer

„Hello, help, information!“ Ich blieb stehen und drehte mich um. Hinter mir wedelten neun aufgeregte Händepaare in der Luft. „Excusation! A question!“ Dann standen sie vor mir, die Arme mittlerweile auf Brusthöhe herabgesenkt, die Hände aber immer noch wie ein wild durcheinander fliegender Schwarm Vögel herumflatternd. Ihre Besitzer waren Italiener, die mich um eine Auskunft baten, was nicht ganz einfach war, da sie kein Deutsch sprachen und ich kein Italienisch verstand. Aus den englischen Brocken, die sie mir fragend zuwarfen und die ich neugierig auffing und von allen Seiten betrachtete, wurde ich nicht wirklich schlau. „Cultural Beer“, das waren die beiden Wörter, die sich regelmäßig wiederholten, aber sie ergaben keinen Sinn.

„You want to drink a beer?“, fragte ich, „german beer?“ – „No, no, no, no, no.“ Sie schüttelten energisch ihre Köpfe. „No drinking beer. Cul-tu-ral beer“, sagten sie, jede einzelne Silbe betonend. Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, was sie wollten. Schließlich holte einer sein Handy heraus, tippte eine ganze Weile auf den Tasten herum, bis er fand, was er gesucht hatte. „Look SMS“, sagte er und zeigte auf das Display.

Und dann wusste ich, was oder besser: wohin sie wollten und musste grinsen. Ich erklärte ihnen mit „second street left, third street right, straight on, then you can see it“ und Schülerlotsenbewegungen den Weg. Sie bedankten sich wortreich in ihrem eigenwilligen Esperanto-Englisch, schüttelten mir zum Dank alle die Hand und trabten glücklich in die von mir gezeigte Richtung. „Viel Spaß in der Kulturbrauerei“, rief ich ihnen auf Deutsch hinterher und ging weiter Richtung Mauerpark, wo ich mit Kathrin verabredet war. DANIEL KLAUS