das wird der monat, der wird (nr. 5):
Mallorca, 3. Mai: Drei Tage vor Beginn des Giro d’Italia kündigt Jan Ullrich seine spontane Teilnahme an. Der Vielfach-Tourzweite („radelndes Leverkusen“) dementiert zehn Kilo Zusatzspeck auf den Rippen: „Ich musste im Flugzeug nichts für Übergewicht bezahlen. Es rollt gut.“ Exkollege Bjarne Riis spottet: „Er würde gut rollen – ohne Rad.“
Aachen/Trier, 5. Mai: Auf den Tag sechs Jahre nach der Tat ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Fußballlehrer Eugen Hach wegen Mordversuch. Der ehemalige Alemannia-Coach hatte am Rande des Aachener Bundesligaaufstiegs viel belacht zurückgeblickt: „Ich habe alles 100 Prozent richtig gemacht.“ Aus dieser „verdächtigen taktischen Schutzbehauptung“ schlussfolgert die Behörde („so einen Unfug kann nicht mal ein geistig Gesunder erzählen“), dass Hach im Mai 2000 bei seinem öffentlichen Würgeangriff auf den Cottbuser Franklin „sehr wohl Tötungsabsichten hatte“. Brachialpädagoge Hach („freche Beamden-Arschlöcher, müsse mehr Agdedeggel fresse“) taumelt mit Eintracht Trier derzeit Richtung 4. Liga.
Köln, 13. Mai: Der 1. FC Köln verpasst trotz eines rauschhaften 7:0 gegen Bielefeld den Klassenerhalt um einen Treffer. Lukas Podolski trauert: „Ich hab so ’nen Nacken! Aber wer die Köpfe richtig hochkrempelt, darf nachher die Arme auch mal hängen lassen und mit stolzgeschwelltem Bauch nach Hause gehen.“ Der oberste Schweizergardist Hanspeter Latour schimpft dennoch mit seinem Poldiprinzen: „Als erwiesen exzellenter Körperkenner hätte er den Elfmeter in der Nachspielzeit doch besser schießen als werfen sollen.“
Berlin, 15. Mai: „In letzter Minute“ habe er sich „mit Vertragspartner Adidas abfinden können“ – also verzichtet Scheinpatriot Oliver Kahn doch auf eine WM-Teilnahme. „Ein lustloser Bankdrücker in weltweiten Werbespots wäre wie ein luftloser Ball“, sagt er live in der Tagesschau. „Ich bedaure Ollis Entscheidung zutiefst“, schwindelt Jürgen Klinsmann und leugnet weiter die Millionenzahlungen von Nike, Puma und Reebok für die Lehmann-Entscheidung.
München, 24. Mai: Nach „langen zähen Verhandlungen“ stimmt WM-Holer Franz Beckenbauer zu, seine Redezeit bei der Eröffnungsfeier auf 90 Minuten zu begrenzen. Die Fifa hatte im Gegenzug „eine lebenslange Präsidentschaft“ von Sepp Blatter durchgesetzt: „Vermutlich wird sogar das Eröffnungsspiel zwischen Adidasland und Chiquita Rica noch am 9. Juni angepfiffen werden können.“
Düsseldorf, 27. Mai: Die World Bowl der American Footballer lockt trotz des Status-Quo-Konzertes im Beiprogramm fast zehntausend Menschen in die riesige Arena. „Und wenn Fortuna spielt, kommen noch mehr“, darf der große Oberbürgermeister der großen Sportstadt euphorisch mitteilen.
Newport, 28. Mai: Mit einem „spektakulären Konfetti-Feuerwerk“ (Californian Chronicle) wird Jürgen Klinsmann von Newports Bürgermeister „auf seine schwere Mission“ nach Deutschland geschickt, „um den Kampf gegen die Achse des Bösen aus 31 Gegnerländern glorreich aufzunehmen“. Unerwartet fachkundig fügt er hinzu: „Ich denke, Dschurgen, wir sehen dich bald wieder. Soccer God bless you.“ MÜLL
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