Flüchtlinge schützen sich

An dieser Stelle hätten Interviews mit den Flüchtlingen aus der St.-Pauli-Kirche stehen sollen. Aber die verabredeten Termine platzten: Als wir am Donnerstagvormittag dort waren, riegelte die Hamburger Polizei die Reeperbahn ab, um Flüchtlinge zu kontrollieren. Es hatte etwas sonderbar Unwirkliches: Im alten Kirchenschiff waren Tische aufgestellt, an denen Flüchtlinge saßen und frühstückten, an der Wand die alten Wappen der Kirche aus Zeiten, in denen Afrika so viel weiter weg schien, viel Kommen und Gehen von Helfern, die Leute grüßten freundlich – und draußen werden Leute verhaftet, deren Schuld darin besteht, geflohen zu sein.

Der nächste Tag ist ein sonniger Herbsttag, trügerisch schön, im Kirchhof spielen zwei Unterstützer Fußball, eine Frau, die Spenden abgeben will, leint ihre Bulldogge am Zaun des Kirchvorhofs an. Doch die Stimmung unter den Flüchtlingen ist gedrückt: „Keine Interviews“, sagen die beiden Sprecher. Man solle es ihnen nicht übel nehmen. Sie erklären nicht viel dazu.

Man kann es sich selbst zusammenreimen: Je mehr Details über die Flüchtlinge in den Medien erscheinen, desto mehr Material gibt es für eine Ablehnung ihrer Asyl-Anträge. Und: Das Rückzugsbedürfnis wächst. Die Festnahmen treffen auch die Nicht-Festgenommenen. „Wir werden in Italien auf der Straße leben“, sagt einer der Sprecher. Und weint.  GRÄ