Der Teufel wie stets im Detail

Man muss ja erst einmal hören können.

Ein beliebter Witz in der neueren Musikgeschichte ist das Backmasking, also Rückwärtsbotschaften, die man einem Song ablauschen können soll, wenn der rückwärts abgespielt wird. Gern wird dabei auf das Lied „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin verwiesen, in das – logisch aus der Rückwärtsperspektive – natürlich eine satanische Botschaft eingebaut ist. Zumindest sind davon haufenweise Menschen überzeugt (in diesem Zusammenhang wäre es schön, wenn man all die der Rückwärtsbotschaften verdächtigten Lieder mal wirklich live rückwärts aufführen könnte). Aber der Mensch will halt immer irgendwo den Teufel hören.

So lang ist das etwa noch gar nicht her, dass man den Tritonus, auch übermäßige Quarte, ein Intervall mit genau drei Ganztönen (so weit die musikwissenschaftliche Bestimmung) als das (und jetzt wird es kulturhistorisch) reinste Teufelszeug betrachtete, weswegen man den Tritonus als Diabolus in Musica bezeichnete. Eine wirklich böse Dissonanz, der man in der abendländischen Musik bis in die Barockzeit aus dem Weg ging, selbst wenn hier und da verbreitete Meldungen, dass man bei Verwendung des Tritonus gleich aus der Kirche exkommuniziert oder gar gefoltert wurde, wohl der Märchenwelt entstammen.

J. G. Thirwell, als Wiseblood oder Foetus immer gut für eine anständige Kinderschreckmusik, hat aus dem mit „Diabolus in musica“ ein prima gehämmertes Industrial-Nagelbrett gemacht.

Hören ist eine kulturelle Angelegenheit. Einerseits. Die sich andererseits dann irgendwann wohl doch im Körper abgelagert hat. Wenn es ums Mitklatschen geht, scheint man in Deutschland noch nicht wirklich was mit dem Hipshake der Freiheit anzufangen wissen, da ist nichts mit der Betonung auf den zweiten und vierten Schlag, da wird weiter reflexhaft auf die 1 und 3 gehauen oder gleich Rosamunde-eisern ein Four-on-the-floor durchmarschiert. Richtig hilflos wird es dann bei den quertreibenden Rhythmen der afrikanischen Musik. Aber auch: es gibt nicht so viele afrikanische Musiker im klassischen Musikbetrieb.

Hören ändert sich mit der Zeit. Anderswo hört man anders als hier. Was doch alles der wissenschaftlichen Aufarbeitung harrt. Macht man in Berlin bei den Sound Studies. Und das grundlegende Besteck bekommt man am Montag bei den Sound Studies Lectures, der offenen Vorlesungsreihe im Haus, serviert, wenn Holger Schulze in seinem Vortrag „Mit dem Körper hören. Zur historischen Anthropologie des Klanges“ die zentralen Begriffe der Klanganthropologie präsentiert. THOMAS MAUCH

■ UdK, Sound Studies, Lietzenburger Straße 45. Montag, 19 Uhr